Stundenlang drehte ein Polizeihubschrauber seine Runden über Wien. Untrügliches Zeichen, dass am Abend wieder ein Euro-Match in der Stadt gespielt wurde. Die Melodie von "Seven Nation Army" ertönte aus russischen Fankehlen nahe des Gartenbaukinos. Eine Touristengruppe mit rot-gelben Fahnen marschierte durch den Stadtpark. Das vorletzte Spiel dieser EM stand bevor: Russland gegen Spanien.
"Ich freu mich schon auf Rapid gegen Salzburg", hatte mir am Nachmittag ein Freund gesagt. Er habe seine Semifinalkarten verkauft, nachdem die Holländer ausgeschieden waren, erzählte er.
Ich glaube, es wird ihm leid getan haben: denn was Spanien an diesem Donnerstag Abend im Ernst Happel Stadion zeigte, war wirklich sehenswert.
Wahrscheinlich hätte man tagsüber noch Tickets für dieses Spiel erhalten können, denn die Russen hatten nicht jene Massen nach Wien gebracht, die im Falle einer holländischen Semifinal-Teilnahme hierher gepilgert wären. Und auch die spanischen Fans waren jedenfalls letzten Sonntag im Viertelfinale - verglichen mit Kroaten, Polen und Türken in den Spielen in Wien - nicht gerade zahlreich vertreten gewesen. Trotzdem: ich sah mir das Spiel im Fernsehen an und blieb daher bei diesem ersten Wiener Regen-Spiel trocken.
Das Spiel bei Blitz und Donner begeisterte. Ob auch die Stimmung im Stadion besser war als bei Italien gegen Spanien, konnte ich von der Couch aus nicht beurteilen. Für die russischen Gäste gab es jedenfalls nicht viel zu beklatschen oder - wie John Lennon es einmal ausdrückte - mit den Juwelen zu be-klimpern.
Denn zu gut geölt war die spanische Angriffsmaschine, wie geschmiert lief das Kurzpassspiel nach vorne - und vom russischen Offensivfußball war heute Abend wenig und in der zweiten Halbzeit gar nichts zu sehen. Gegen Ende, beim Stand von 3:0 für Spanien wurde eine Torschuss-Statistik eingeblendet: 10:1 für Spanien!
Schade, dass das spanische Team nicht schon letzten Sonntag gegen Italien so stark aufspielte wie Donnerstag Abend: ich wäre schon heute ein Spanien-Fan gewesen. So werde ich meine Neutralität erst am Sonntag beim Finale wieder aufgeben - und mir einen Sieg von Rot-Gelb wünschen!
Nächste Woche ist's dann vorbei mit Ringstraßen-Sperre, UEFA-Fernsehdiktat, überteuerten Tickets, wässrigem Bier, Boulevard-Hysterie und allzu lauter Disco-Atmosphäre im Stadion.
Nach Spielen wie dem heutigen muss man wirklich sagen: Schade, dass diese EM zu Ende geht.
Thursday, 26 June 2008
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