Wir waren schon knapp drei Stunden vor dem Spiel im Ernst Happel Stadion, weil wir uns das Gruppenspiel Deutschland - Kroatien auf der Videowall anschauen wollten. Die laute Disco-Musik im Stadion und das Match ohne Ton passten zwar nicht so richtig zusammen, aber immerhin: Deutschland verlor (unter lautem Jubel der österreichischen Fans im sich langsam füllenden Stadion!) mit 1:2 gegen Kroatien - was bedeutete, dass Österreich bei einem Sieg gegen Polen mit 3:0 oder 3:1 ein Unentschieden gegen die Deutschen im letzten Gruppenspiel zum Aufstieg ins Viertelfinale reichen würde. Aber wer schießt bei den Rot-weiß-Roten drei Tore???
Nachdem das Ernst Happel Stadion mit mehr als 51.000 Zuschauern voll war und Andi Marek (der hauptberuflich für den SK Rapid arbeitet, hier aber für Österreich als Stadionsprecher tätig ist) und sein polnischer Sprecher-Kollege die österreichischen und polnischen Fans zum Anfeuern ihrer Teams nicht zweimal hatte bitten müssen, gab es endlich die Hymnen - vom Publikum mitgesungen und ohne Pfiffe.
Und was sich dann abspielte, war unglaublich. Was da abging, war genial und ließ mich nicht nur einmal denken: "Ich glaub, ich träume". Das Feuer, das in dieser österreichischen Mannschaft brannte, war ebenso großartig wie deren Zusammenspiel in der Offensive und die Anfeuerung von den Rängen. Die Heimmanschaft spielte die polnische Hintermannschaft in den genialen ersten dreißig Minuten geradezu schwindlig.
Aber nicht nur die Stimmung in der österreichischen Kurve war gigantisch, leider auch die Nachlässigkeit des schnellen, sensationell kombinierenden österreichischen Teams beim Verwerten der von den immer wieder rochierenden Flügeln Korkmaz und Harnik herausgespielten Chancen:
Artur Boruc, der polnische Keeper, verhinderte gegen die entfesselt aufspielenden Österreicher drei hundertprozentige Torchancen (2 x Harnik, 1 x Leitgeb), und es kam wie es kommen musste: Die Polen schossen das 0:1 durch Roger Guerrero aus absseitsverdächtiger Position.
Die großartige Stimmung, die seit dem Auflaufen der Mannschaften im Prater-Oval geherrscht hatte, flachte ein bisschen ab, aber nach der Pause feuerten die österreichischen Fans ihre Mannschaft wieder beherzt an.
Kurz nach Wiederbeginn wurde zunächst Ivanschitz im Strafraum behindert, aber es gab keinen Elfer, und dann musste Macho in der nun ziemlich ausgeglichenen Partie mehrmals sein ganzes Können aufbieten, um eine 2:0-Führung der Polen zu verhindern.
Und als alles schon auf ein "Wieder nix!" hindeutete, gab der englische Referee Howard Webb, der zuvor schon den in der Nachspielzeit gegebenen Freistoß wegen Ranglereien im Strafraum hatte wiederholen lassen, Elfmeter für Österreich: Prödl war - wie ich erst viel später im Fernsehen sah - im polnischen Strafraum niedergerissen worden.
Und so geschah in der Nachspielzeit der 2. Hälfte das Wunder: erstes EM-Tor für Österreich durch den Foulelfmeter von Ivica Vastic (93.)! Es war unglaublich - wie ein Traum: Österreich war endlich ein Tor bei dieser Euro gelungen!
Irgend jemand skandierte "Cordoba, Cordoba!", die österreichischen Spieler liefen zu unserem Sektor und ließen sich feiern (Bild) und wir gingen schließlich immer noch ein bisschen ungläubig nach Hause: Hatte Howard Webb tatsächlich Elfer gegeben und warum eigentlich??! Wenn wir aus diesem Traum nicht aufwachen wollen, dann müssen die Gastgeber am Montag Deutschland schlagen ("Cordoba, Cordoba")!
Die Hoffnung lebt - bis Montag, und die fühlt sich gut an [(c) Martin Blumenau].
-> BBC: Austria grab late draw against Poland:
"Moments later, Umit Korkmaz used his explosive pace to waltz past two men down the left and cross for Harnik, eight yards out, to shoot straight at Boruc."
"Having been so profligate, Austria were punished in devastating fashion by the Poles on the half-hour mark.
"Ebi Smolarek crossed to the far side of the penalty box from the left wing, Marek Saganowski turned inside Emanuel Pogatetz and his cross-shot was poked home by Roger from close range.
"It was doubly harsh on the Austrians because Roger was clearly standing in an offside position when the ball left Southampton striker Saganowski's foot."
"Poland took Jop off at half-time and within seconds of the restart his replacement Pawel Golanski was a little lucky not to concede a penalty, as the defender's hands were all over Andreas Ivanschitz with the Austrian captain moving in on goal."
"With the clock running down and Austria's chances hanging by a thread, Webb stunned the Poles by pointing to the spot and 38-year-old Vastic rifled in to become the oldest scorer in European Championship history. "
Austria: Macho, Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz, Leitgeb, Aufhauser (Säumel 74), Ivanschitz (Vastic 64), Korkmaz, Harnik, Linz (Kienast 64).
Subs Not Used: Manninger, Özcan, Standfest, Fuchs, Gercaliu, Katzer, Patocka, Hiden, Hoffer.
Booked: Korkmaz, Prödl.
Goal: Vastic 93 pen.
Poland: Boruc, Wasilewski, Jop (Golanski 46), Bak, Zewlakow, Dudka, Lewandowski, Krzynowek, Roger (Murawski 85), Saganowski (Lobodzinski 83), Smolarek.
Subs Not Used: Kowalewski, Fabianski, Wawrzyniak, Gargula, Pazdan, Zahorski, Kokoszka.
Booked: Wasilewski, Krzynowek, Bak.
Goal: Roger Guerrero 30.
Att: 51,428.
Ref: Howard Webb (England).
Thursday, 12 June 2008
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