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RAPIDHAMMER: Wer schimpft, der kauft?

Friday 29 February 2008

Wer schimpft, der kauft?

Der italienische Teamchef der englischen Nationalmannschaft hat dem Betragen der Fans in den Stadien auf der Insel zuletzt ein positives Zeugnis ausgestellt (“they are behaving orderly”, wurde der bisher stets nur italienisch sprechende Fabio Capello übersetzt). West Ham-Coach Alan Curbishley beklagt hingegen in der Times vom Freitag die zunehmenden Beschimpfungen gegenüber Trainern und Spielern in und außerhalb der Stadien.
In dem Artikel ist von einem Spießrutenlauf der Manager die Rede (“managers run gauntlet”): Als Beispiele werden antisemitische Beschimpfungen von Chelsea-Manager Avram Grant nach der Ligacup-Niederlage gegen Tottenham letzten Sonntag sowie an die Adresse von Alan Curbishley gerichtete anonyme Hass- und Drohschreiben und Beschimpfungen im Supermarkt nach der 0:4-Niederlage von West Ham gegen Charlton im letzten Jahr angeführt. Diese Aktionen sind zu verurteilen und es ist nur richtig, wenn die League Managers Association (LMA) eine Kampagne gegen diese Auswüchse starten möchte.

Ein weiteres von der Times genanntes Beispiel für Anpöbelungen durch Fans löste bei mir dagegen Schmunzeln aus: Curbishley hätte nach dem knappen 1:0-Auswärtssieg gegen Fulham letzten Samstag eigentlich unter dem Applaus der Fans vom Platz gehen sollen, schreibt die Times, statt dessen sei er mit einem “Paolo Di Canio”-Gesang bedacht worden. (Der frühere West Ham-Spieler [Bild links] hatte jüngst erklärt, er würde sich wünschen, einmal als Trainer zu den Hammers zurückkehren zu können.)

Das ist, finde ich, der typisch englische Fan-Schmäh, den ein West Ham-Manager, dessen Team in den letzten sechs Spielen nie mehr als ein Tor zustande gebracht hat, schon aushalten muss. Dass die Botschaft bei Curbishley auch angekommen ist, beweisen übrigens seine Aussagen nach dem Spiel, wonach im Training durchaus Wert auf das Offensivspiel gelegt werde.

Nicht ganz zu unrecht beklagen manche West Ham-Fans nämlich, dass das aktuelle Team nicht mehr der Tradition verpflichtet sei, "flowing, attacking football" zu spielen, "even if that might result in defeat".

In Zeiten, in denen es um mehr Geld geht, denn je zuvor, und der Tabellenplatz über die profitbringende Qualifikation für den Europacup entscheidet, ist es sicher verständlich, das Spiel mehr auf den Endzweck - das Resultat - auszurichten. Und eine solide Abwehr erspart den Fans durchaus Frustrationen. Aber auch ich würde mir wünschen, dass einem bei den West Ham-Matches Spielfreude, Kombinationsspiel und Offensivgeist wieder mehr in die Augen springen.

Und was sagte Alan Curbishley dazu?
“They [the fans] are getting frustrated. We have not been prolific [produktiv]. But I am not too fussed [nervös]. If you look at the number of points we have taken in the past year, it has been European form. But you can’t please everyone. Unless we win 3-0 at the weekend or it is a cracking game [they will not be happy].”
In Bezug auf seine Mittelfeldspieler meinte Curbishley, dass diese mehr Tore schießen müssten: “They just have to do better”, redete der West Ham-Manager Freddie Ljungberg, Luis Boa Morte und Mark Noble ins Gewissen.

Der Samstag gegen Chelsea wird zeigen, ob die Botschaft nicht nur gehört wurde, sondern auch umgesetzt werden kann. Möge “Alan Curbishley's claret and blue army” von den Rängen schallen! Und nicht “La donna è mobile” (“Pa-olo di Ca-nio”).

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