In der Rubrik "HANSE DER WOCHE" wird regelmäßig ein Akteur aus der weiten Welt des Fußballsports vor den Vorhang gebeten und vom RAPIDHAMMER der Akklamation durch die werte Leserschaft empfohlen. Diesmal soll ein ganzer Sportverein gewürdigt werden, der jüdische Sportklub "S.C. HAKOAH".
Die 1909 gegründete, 1938 von den Nazis aufgelöste und nach dem 2. Weltkrieg wiedererstandene "Hakoah" hat vergangenen Dienstag die Wiedereröffnung ihres Sportplatzes im Wiener Prater gefeiert.
Der Verein, der einst die Sportseiten dominierte, konnte damit an die Stätte früherer Erfolge - unmittelbar neben dem Ernst Happel-Stadion, wo am 29. Juni das EM-Finale stattfinden wird - zurück kehren.
Die Hakoah - auf Hebräisch "die Kraft" - war einer der erfolgreichsten Sportvereine der Zwischenkriegszeit. Vor der Auflösung des jüdischen Sportklubs durch das NS-Regime fanden sich mitunter 25.000 Besucher auf dem Hakoah-Platz ein, wo die Kicker der Hakoah in der Saison 1924/25 den österreichischen Meistertitel erringen konnten.
In den Zwanziger-Jahren war die Hakoah sogar das erste Team vom Kontinent, das einen englischen Profiklub in England besiegen konnte (Bild rechts). Das unterlegene Team war West Ham United - das Resultat in London lautete 5–0 für die Wiener. Auch wenn West Ham möglicherweise mit mehreren Reservespieler angetreten war, ein historisches Ergebnis! Und es war vor allem die Kombination aus herausragender Athletik und technisch überlegenem Stil, die auch den englischen Kommentatoren Hochachtung abnötigte.
Aber auch in anderen Sportarten sorgten Sportler der Hakoah für österreichische Medaillengewinner und Olympiateilnehmer, vor allem im Schwimmen und Wasserball. Vereinsmitglieder wie Bela Guttmann (später erfolgreicher Fußballtrainer in England) und der Schriftsteller Friedrich Torberg (Wasserball) gehören heute noch zu klingenden Namen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde dem Verein von einigen wenigen Überlebenden und Rückkehrern neues Leben eingehaucht. Mit viel Begeisterung und persönlichen Einsatz gelang es, einige Sektionen wieder aufzubauen. Die Fußballsektion bestand allerdings nur bis 1949; heute spielt ein jüdischer Sportklub unter dem Namen SC Maccabi in Wien.
2002 erhielt der Verein Teile des 1938 von den Nazis beschlagnahmten Geländes im Prater zurück und konnte nun - 70 Jahre nach der Beschlagnahme des Sportplatzes - sein neues Sportzentrum, das S.C.HAKOAH Karl Haber Sportzentrum (u.a. mit Mehrzweckhalle, Tennisplätzen und Schwimmbad) eröffnen.
Herzlichen Glückwunsch der Hakoah und ihren Sportlern zur Eröffnung des neuen Sportzentrums im Prater!
Den aus diesem Anlass verliehenen Ehrentitel "Hanse der Woche" hat sich der heuer 99 Jahre alte Sportklub mehr als verdient - nicht zuletzt wegen seines historischen Sieges gegen West Ham United.
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