Wie Eggert Magnusson, fiel mir dann ein, und ein letzter Blick auf den um die Ecke keuchenden Läufer sagte mir: das war er - der Ex-Chairman von West Ham United. Der Isländer war bis Anfang 2007 Mitglied des Exekutivkommitees der UEFA und Fußballpräsident von Island. Seine Anwesenheit in Wien am Tag des UEFA Euro-Viertelfinales war daher mehr als wahrscheinlich.
Eggert Magnusson war das Gesicht der "Island-Revolution" bei West Ham United im November 2006. Ein isländisches Konsortium, als dessen Kopf der damalige isländische Fußballpräsident präsentiert wurde, kaufte den Klub um £85 Mio. und "Eggy" ersetzte den unbeliebten bisherigen Chef der Hammers, Terrence Brown. Tatsächlich übernahm Magnusson zwar die Rolle des geschäftsführenden Präsidenten, hielt selbst aber nur einen 5 %-Anteil, während der Löwenanteil am Londoner Traditionsklub von Björgulfur Gudmudsson, dem Eigentümer der isländischen Landesbank, erworben wurde. Mit der Ablöse des Erfolgstrainers der Vorsaison, dem zu diesem Zeitpunkt glücklosen Alan Pardew, hatte Magnusson schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt eine schwierige Entscheidung zu treffen.
Mit dem neuen Manager Alan Curbishley, einigen teuren Transfers im Jänner und einem Formaufschwung des Teams im Frühjahr gelang es dann, den Klassenerhalt zu schaffen, und auch die Affäre um die Spielberechtigung von Carlos Tévez konnte von Magnusson glücklich gelöst werden (auch wenn bis heute rechtlich nicht alles ganz geklärt ist).
Überraschend trat der 61-Jährige im September des Vorjahres als geschäftsführender Präsident zurück, sollte aber im West Ham-Vorstand bleiben, hieß es zunächst. Am 13. Dezember 2007 wurde jedoch mitgeteilt, dass sich Magnusson zur Gänze von West Ham zurückziehe und sein 5 %-Anteil von Björgolfur Gudmundsson, der damit Alleineigentümer von West Ham wurde, übernommen werde.
Der Rückzug des bei den Fans wegen seiner leidenschaftlichen Performance in der Director's Box beliebten Isländers wurde in der Presse auf die hohen Ausgaben zurückgeführt, die Magnusson mit seinen Spielertransfers vom Jänner und vom Sommer 2007 zu verantworten hatte. Gudmundsson, Besitzer der isländischen Landsbanki, die unter der internationalen Finanzkrise besonders zu leiden hat, wolle den Gürtel finanziell etwas enger schnallen, hieß es - und tatsächlich gab es im "Transfer-Fenster" im Jänner 2008 kaum Bewegung bei West Ham.
Mit der Verlängerung des Vertrages von Dean Ashton vor wenigen Wochen signalisierte die Klubführung allerdings, dass es keine Rasenmäher-Sparpolitik geben werde, und die Verpflichtung eines italienischen Sportdirektors, der gemeinsam mit Trainer Alan Curbishley für die Transfers zuständig sein wird, lässt hoffen, dass es mit den Hammers auch unter B.G. (wie die Fans Herrn Gudmundsson nennen) weiter bergauf gehen wird.
Was wurde aber aus Eggert Magnusson, der immerhin seit einem halben Jahr "arbeitslos" ist?
Nun, als Eigentümer eines profitablen Unternehmens in der Nahrungsmittelbranche (import/export and bread and biscuit manufacturing company) wird Eggy nicht langweilig geworden sein. Was genau die "other business interests" sind, die Magnusson nach seinem Rückzug von West Ham verfolgen wollte, konnte ich aber bisher leider nicht feststellen.
Dem UEFA Exekutivkommitee, das im Jänner 2007 neu gewählt wurde, gehört Magnusson nicht mehr an. Die letzten Einträge bei Google betreffen immer noch den Abschied vom West Ham am 13. Dezember 2007 und auch auf der Website des isländischen Fußballverbandes gibt es nichts Neues über Herrn Magnusson zu lesen. War Eggy also - wie Zinedine Zidane - nur als Fan in Wien?
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