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RAPIDHAMMER: Georg Grasser : ÖFB-Youngster auf den Spuren von Ferdinand, Carrick & Co

Tuesday, 16 December 2008

Georg Grasser : ÖFB-Youngster auf den Spuren von Ferdinand, Carrick & Co

England, der Traum eines jeden Fußballers.
Der 18-jährige Steirer Georg Grasser darf diesen Traum seit dem heurigen Sommer leben. Und das nicht bei irgendeinem Verein.
Grasser wurde von den Scouts des Londoner Traditionsvereins West Ham United gesichtet und verpflichtet. "Claret and Blue" ist also momentan der Lebensmittelpunkt des talentierten Ex-GAKlers.
Der Linksallrounder nimmt in einem Interview, das vom RAPIDHAMMER gemeinsam mit Simon Charamza von LAOLA1 geführt wurde, zu seinem Leben in London, dem Training bei West Ham, seinen Schwierigkeiten bei der Umstellung und dem Klasseunterschied zwischen Österreich und England Stellung.

FRAGE: Georg, wie kam es zum Kontakt mit West Ham?
Georg Grasser: Bei einem England-Aufenthalt mit meiner Klasse aus der GAK-Akademie hatten wir Freundschaftsspiele gegen Tottenham, Charlton und auch West Ham. Daraufhin bekam ich eine Einladung für eine Woche Probetraining...

FRAGE: Schon zu Beginn dieses Jahres konnte man von deinem möglichen Wechsel zu West Ham lesen. War es eine bewusste Entscheidung, bis zum Sommer zu warten, oder konnten sich die Vereine nicht einigen?
Grasser: Wie gesagt, war es am Beginn dieses Jahres ein „möglicher“ Wechsel und es dauerte einfach eine gewisse Zeit, bis alle Bedingungen zur allseitigen Zufriedenheit ausverhandelt waren.

FRAGE: Was sprach gerade für die Londoner?
Grasser: Ein gutes Angebot, mit den richtigen Möglichkeiten, um sich als Jugendspieler noch zu entwickeln. West Ham ist in England dafür bekannt, sehr erfolgreich Spieler aus der eigenen "Youth Academy" in die Kampfmannschaft zu integrieren (Anm. d. Red: unter anderem Frank Lampard, Joe Cole, Michael Carrick, Rio und Anton Ferdinand, jüngst etwa Freddie Sears oder Jack Collison).

FRAGE: Hattest du immer schon ein Faible für den englischen Fußball und welcher ist dein Lieblingsklub auf der Insel?
Grasser: Meiner Meinung nach ist die englische Premier League eine der besten Ligen der Welt, wenn nicht die Beste. Mein Lieblingsklub ist natürlich West Ham.

FRAGE: War West-Ham-Sportdirektor Gianluca Nani in deinen Transfer eingebunden oder lief das ausschließlich über den Leiter der Akademie, Tony Carr?
Grasser: Für mich waren Jimmy Hampson und Tony Carr die Ansprechpartner. Die letzten Details wurden mit Klubsekretär Peter Barnes verhandelt.

FRAGE: Wo liegen die größten Unterschiede im Training zwischen einer österreichischen Akademie und der U18 von West Ham? (Bild rechts: Georg Grasser in der mittleren Reihe, 3. v. r., Photo: WHUFC)
Grasser: Die U18 in England entspricht einer U19 in Österreich. Das Training ist körperlich anspruchsvoller, es wird auf ein bis zwei Kontakte gedrillt. Im Training will jeder das Trainingsmatch gewinnen.

FRAGE: Wie ist das Niveau der Premier Academy League, in der die U18 von West Ham spielt, verglichen mit Österreich?
Grasser: Aus meiner Sicht nicht zu vergleichen, da es zwei verschiedene Arten sind, Fußball zu spielen.

FRAGE: War die Umstellung hart?
Grasser: Die Umstellung war für mich anfangs sehr hart, da ich körperlich nicht ansatzweise auf dem Level war, auf dem die anderen Spieler waren.

FRAGE: Wo hast du dich durch den Wechsel nach England besonders verbessern können?
Grasser: Zweikampf, Defensivarbeit, Ausdauer und Spielschnelligkeit.

FRAGE: Welchen Stellenwert hat aus heutiger Sicht deine Ausbildung beim GAK oder vorher bei Sturm?
Grasser: Die GAK-Akademie war auf jeden Fall ein guter Ort um mich zu entwickeln, auch mit Erfolg. Und im Endeffekt hat mir der GAK erst den Weg nach England ermöglicht.

FRAGE: Könntest du auch unter bestimmten Voraussetzungen zum GAK zurückkehren?
Grasser: Da ich nach Ende meines 2-Jahres Vertrages ablösefrei zu haben bin, ja.

FRAGE: Trainiert ihr ebenso wie die „Erste“ in Chadwell Heath?
Grasser: Wir trainieren vormittags in Little Heath, und nachmittags nach einem Mittagessen meistens im gemeinsamen Trainingszentrum in Chadwell Heath.

FRAGE: Welche Berührungspunkte gibt es mit dem Trainerteam des „First Teams“?
Grasser: Da wir uns im gleichen Areal aufhalten, kommt es oft zu Berührungspunkten. Bei den Trainingseinheiten der Reserves (wo ich des öfteren trainiere) nehmen sie auch manchmal aktiv teil (“can we have a little game please?!”).

FRAGE: Welche Unterschiede waren nach dem Abgang des bisherigen WHU-Managers Alan Curbishley und der Bestellung von Gianfranco Zola als neuem Chefcoach feststellbar?
Grasser: Eine Umstellung des Spielsystems auf 4-3-3, wobei versucht wurde, dieses so gut wie möglich auch in der Reserve und in den Youth-Teams zu praktizieren.

FRAGE: Hast du schon öfters Heimspiele von West Ham besucht und wie waren deine Eindrücke?
Grasser: Wenn terminlich möglich, sind alle Jugendspieler bei den Heimspielen anwesend. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie ein Stadion mit 35.000 Plätzen jede Woche ausverkauft ist und die Fans die Spieler unterstützen – auch wenn das Spiel oder gar die Saison nicht so gut läuft. Und es gibt sogar noch Bedarf für mehr Karten.

FRAGE: Trevor Brooking, der bei der englischen FA als „Director of Football Development“ für die Jugendarbeit zuständig ist, hat jüngst wieder eine stärkere Förderung der englischen Jugendspieler eingefordert. Wie viele Engländer und wie viele Ausländer stehen im Spielerkader von West Hams U18 und woher kommen diese?
Grasser: Es ist nicht wirklich zählbar, da Spieler zwischen Reserves, U18 und U16 wechseln. Aber es gibt einige Ausländer (Ungarn, Spanien, Polen, Island...). Im Verhältnis sind es aber mehr Engländer als Ausländer.

FRAGE: Du bist ja mittlerweile – am 3. Oktober - 18 geworden. Wie lange kannst du beim Akademie-Team bleiben und wie sind die Perspektiven in Bezug auf deine Weiterentwicklung bei West Ham?
Grasser: Ich könnte theoretisch auch nächstes Jahr noch in der U18 spielen, weil es erlaubt ist, drei Spieler im Kader zu haben, die älter sind. Ich rechne allerdings damit, dass ich meinen Platz in der zweiten Mannschaft finden werde, weil ich auch dieses Jahr schon einige "Reserves"-Spiele gehabt habe. Gegen Fulham übrigens von Beginn an. (Bild rechts: Georg Grasser beim Aufwärmen mit Phil Spector und Matty Etherington)

FRAGE: Auf welcher Position spielst du am liebsten und wie siehst du da deine Chancen auf regelmäßige Einsätze?
Grasser: Ich spiele am liebsten im Drei-Mann-Mittelfeld auf der halb-linken Position. Ich denke auch, dass ich gute Chancen habe, dort in Zukunft regelmäßig zum Einsatz zu kommen.

FRAGE: Hattest du schon einmal eine längere Verletzungspause?
Grasser: Knock on Wood! Nein.

FRAGE: Berät dich in Sachen Transfers noch dein Vater oder holst du dir professionelle Ratschläge von einem Spielermanager?
Grasser: Ich habe noch mit keinem Spielermanager einen Vertrag und bin bis jetzt mit der Beratung meines Vaters gut gefahren. Wir werden aber zeitweise von der Agentur „Stars and Friends“ beraten.

FRAGE: Im Gegensatz zu Dominik Hofbauer und Andreas Weimann, die bei Aston Villa spielen, warst du bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Schweden, Island und Mazedonien nicht im Kader des ÖFB-U19-Teams. Gab’s einen besonderen Grund dafür und wie geht es mit deiner Karriere im Nationalteam weiter?
Grasser: Ich war das ganze Jahr vor der EM-Quali bei jedem Spiel und jedem Lehrgang dabei. Ich war natürlich enttäuscht über die Entscheidung der Trainer, und auch wie sie kommuniziert wurde. Allerdings nutzte ich daraufhin die Möglichkeit, mich in West Ham weiterhin gut einzugewöhnen. Ich weiß nicht, wie es mit mir im Nationalteam weitergeht, ich hoffe jedoch sehr, bald wieder eine Chance zu bekommen. Ich spüre schon, dass ich hier viel dazulerne und dem Team eine Hilfe sein kann.

FRAGE: Hast du Kontakt zu anderen Österreichern, die in England spielen?
Grasser: Ich treffe mich regelmäßig mit Johnny Ertl von Crystal Palace. Wir versuchen den Kontakt durch Treffen der „Kernöl-Connection“, ins Leben gerufen von einem Bekannten aus Graz, aufrecht zu halten.

FRAGE: In welcher Gegend von London wohnst du?
Grasser: Ich wohne in Essex, Romford. In einem Haus, in dem alle Jugendspieler wohnen, die nicht in der Nähe leben, beziehungsweise aus einem anderen Land kommen.

FRAGE: Inwieweit gefällt dir die britische Mentalität und die Sprache?
Grasser: Die britische Mentalität bezogen auf Fußball tut mir sehr gut, weil Fußball von vielen Engländern gelebt wird, auch wenn sie keine Fans sind. Die Sprache gefällt mir auch sehr und es macht mir Spaß Englisch zu sprechen. Ich denke auch, dass es ein Vorteil ist, wenn man Englisch als Fremdsprache beherrscht.

FRAGE: Hast du beim Klub einen englischen „Nick Name“ bekommen?
Grasser: Wenn man George als Nickname bezeichnen kann...

FRAGE: Inwiefern kümmert sich WHU um deine Ausbildung?
Grasser: WHU gibt uns die Möglichkeit die Trainerausbildung zu machen, wobei wir mit Level 2 starten und nächstes Jahr die UEFA-B Lizenz machen. Auch einen Schiedsrichterkurs mit Praxis habe ich schon erfolgreich absolviert. Wir haben jeden Mittwoch-Vormittag „College“ wo wir meist Sportkunde machen. Der Abschluss dieser Ausbildung würde dann die Weiterbildung in bestimmten Fächern an Unis in England möglich machen.

FRAGE: Hast du ein Lebensmotto oder ein sportliches Motto?
Grasser: Ich halte nicht so viel von Leitsprüchen, weil diese auch sehr einschränken können.

FRAGE: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Grasser: Mein Ziel ist es Profi-Fußballer zu bleiben, in der bestmöglichen Liga. Ich denke allerdings eher von Tag zu Tag, da sich alles auf einmal ändern kann, und man nie weiß, was morgen passiert. So nimmt man vom Leben mehr wahr.

FRAGE: Wie wirst du Weihnachten verbringen?
Grasser: Ich fliege am 19. Dezember von Stansted nach Graz und am 1. Jänner 2009 wieder zurück. Weihnachten wird natürlich mit der Familie zu Hause gefeiert.

RAPIDHAMMER: Vielen Dank für das Gespräch, Georg. Frohe, gesegnete Weihnachten und weiterhin viel Glück bei West Ham United!!

1 comment:

RapidHammer said...

das georg grasser-interview war am tag der veröffentlichung auf laola1
der meistgelesenste artikel des tages.
und das obwohl es erst um 13 uhr online gegangen ist.