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RAPIDHAMMER: Intelligenzbolzen, Sturköpfe und Kopfschüttler

Monday, 9 November 2009

Intelligenzbolzen, Sturköpfe und Kopfschüttler

"Part of the reason why we didn’t win today was that Zola reverted to a 4-3-3 formation to accomodate Jimenez. It didn’t work. At all. I hope he won’t make that mistake again."
(Matchbericht zu West Ham v Everton 1:2)

"[LASK Linz-Coach] Hamann hat die Taktik von seinem offensiven 4-4-2 mit Raute und drei attackierenden Mittelfeldspielern auf ein 4-4-1-1 umgestellt, mit deutlich defensiv orientierteren Akteuren. Natürlich kann man zwischen diesen beiden Systemen leichter switchen als zwischen den beiden Bayern-Varianten [4-4-2 oder 4-3-3; cf. Philipp Lahm-Interview in der Süddeutschen und die Folgen] - die Frage nach der Sinnhaftigkeit mitten in einer Zwischensaison, bei der es drum geht das Publikum wieder zurückzuholen, auf die Beißer-Variante zurückzustellen, stellt sich massiv."
Martin Blumenau, Fußball Journal
(Analyse zu LASK v Rapid 3:3)

"Die Engländer sind uns nicht nur fußballerisch deutlich überlegen, sondern auch in der Berichterstattung darüber. Das ist nichts neues, kann man sich anhand des simplen Durchblätterns einer ganz normalen Tageszeitung recht einfach und sehr schön vor Augen führen."
Philipp Eitzinger, Ballverliebt

Was Philipp Eitzinger anhand der Wochenendberichterstattung des "Guardian" vor Kurzem dargelegt hat, konnte man anhand der Berichterstattung über Rapids bedauerliche 0:3-Heimniederlage in der Europa League gegen Hapoel Tel Aviv besonders schön sehen. Trotz einer durchaus guten ersten Halbzeit der Grün-Weißen, in der

a) zahlreiche Chancen herausgespielt, nur leider nicht verwertet wurden (wäre ein Tor für Rapid gefallen, hätte das den Charakter des Spiels sicher zum Positiven für die Wiener verändert!) und

b) zudem die Taktik von PP nicht ganz nachvollziehbar war (warum kein 4-2-2 mit
Salihi neben Jelavic?)

wurden z.B. in der Gratis-Zeitung ÖSTERREICH sämtliche Rapid-Spieler mit 4 oder gar 5 (Schulnotensystem) bewertet. Über die taktische Ausrichtung des Rapid-Teams, mögliche Fehler von Trainer Peter Pacult beim Auswechseln (warum kam der international unerfahrene Gartler und nicht Salihi bei 0:1?) erfuhr man nichts.

Die meisten Journalisten schreiben anscheinend nicht nur ihre Matchkritiken rein resultat-abhängig, sondern machen auch die Einzelkritik der Akteure vom Endstand auf der Anzeigetafel, anstatt von einer Analyse des Geschehens auf dem grünen Rasen abhängig.

Dass es auch anders geht, kann man nicht nur in englischen Zeitungen (cf. Philipp Eitzinger), sondern auch in englischen Fan-Blogs wie jenem von (Polit-Kommentator) Iain Dale nachlesen. Und in Österreich bei Martin Blumenau, der sich v.a. mit der österreichischen Bundesliga und Didi Constantinis Nationalteam-Truppe auseinander setzt und Rapids PP immer besonders kritisch betrachtet. (Zur Abwechslung habe ich daher oben einen Kommentar über einen anderen Trainer der österreichischen Bundesliga wiedergegeben.)

Fußball ist ein hochintelligentes Spiel, habe ich einmal irgendwo gelesen (ich glaube, in dem sehr guten Buch von Christoph Pausenwein, dessen Taktikkapitel ich mir heute mal wieder durchlesen möchte). Und wenn es manche Blogger und Journalisten gibt, die uns dieses Spiel auch intelligent erklären, dann freut mich das.
Dass es auch intelligente Trainer und Spieler gibt, steht außer Frage: Einer von Letzteren, Philipp Lahm, hat für seine zutreffende Analyse (zuerst sollte man bei einem Klub klären, welches System man spielen möchte und dann erst die richtigen Spieler dafür einkaufen!) nun von Bayern-Manager Uli Hoeness angeblich eine Strafe von € 50.000 aufgebrummt bekommen.
Neben intelligenten Köpfen gibt es aber wahrscheinlich noch viel mehr Sturköpfe im Fußballzirkus. Und es darf daher bezweifelt werden, ob angesichts bayerischer Sturheit in der nächsten Übertrittszeit anders vorgegangen wird als bisher beim deutschen FC Hollywood.
Sturheit ist überhaupt eine hervorstechende Eigenschaft bei Trainern und Managern, glaube ich. Bis die einen einmal eingeschlagenen Kurs verlassen, kann ganz schön dauern. Und wenn man dann als Fan selbst - vielleicht auch durch intelligente Kommentare angeregt - ganz genau zu wissen glaubt, was taktisch anders gemacht gehörte, ist das ziemlich nervig.
Und so werde ich in diesem Herbst noch ein paar Mal den Kopf schütteln, wenn GZ oder PP wieder mal anders aufstellen, auswechseln oder die Mannschaft einstellen, als ich meine!
Das war aber auch nicht anders, als andere Trainer bei West Ham und Rapid am Ruder waren - und gehört zum Fußball einfach dazu.
Intelligenzbolzen, Sturköpfe und Kopfschüttler - nur ein paar von den Typen, die sich im Fußballgeschehen tummeln... wie im Geschäftsleben auch!

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