Carlos Tévez mag es ins "Theatre of Dreams" von Manchester United ziehen - mein Theater der Träume findet im Sommer auf dem "Zauberberg" statt.
Jedes Jahr im Sommer zieht es uns hinaus nach Reichenau und auf den Semmering, wenn im "Kurtheater Reichenau" und im Südbahnhotel auf dem Semmering die "Festspiele Reichenau" stattfinden. Großartige Schauspieler - unter anderem aus dem Wiener Burgtheater und der Josefstadt -, eine ambitionierte Intendanz, interessante Stücke und eine unvergleichliche Theateratmosphäre "draußen auf dem Land" machen dieses "Sommertheater", das seit 1988 jährlich stattfindet, so unvergleichlich.
Vergangenen Samstag sahen wir Hugo von Hofmannsthals "Schwierigen" (Inszenierung: Christopher Widauer) im Südbahnhotel: In dem seit Jahrzehnten leer stehenden Hotel auf dem "Zauberberg" Semmering spielte Joseph Lorenz einen Graf Kari Bühl, der das "Urbild" einer besonderen Art von Österreicher ist (Hilde Spiel): "... nicht der bekannten leichtlebigen, derbfröhlichen, ungehemmten Art, sondern einer, der aus feinerem Stoff gemacht und darum umso verletzlicher ist. Ein Mann von Talent, ja Genie, der der Wirklichkeit nicht ins Auge sehen, sich einer Frau nicht erklären kann, der nicht imstande ist, sich einem Vorgesetzten gegenüber zu behaupten, und nicht fähig, das rechte Wort im rechten Augenblick herauszubringen, obwohl er längst vor allen anderen darauf gekommen ist."
Da es sich um eine Komödie handelt, ist dieser problematische Prototyp hier liebenswert dargestellt und alles endet gut: Kari verlobt sich mit Helene, bei der er den Vermittler für seinen Neffen Stani hätte spielen sollen. Zur Verlobung kommt es am Ende einer "Soirée bei Altenwyls", nachdem Helene (Eva Herzig) Kari ganz gegen die damalige Etikette ihre Liebe offenbart und ihm seinen eigenen tieferen Willen klar gemacht hat.
Montag waren wir nach einem Abendessen im wundervollen Loos Haus auf dem Kreuzberg (Bild oben) bei der Premiere der "Komödie der Worte" (drei Einakter von Arthur Schnitzler) im Theater in Reichenau (Regie: Michael Gampe). Nicholas Ofczarek, Regina Fritsch und Michael Dangl (im Bild von links nach rechts) beeindrucken in drei verschiedenen Rollen. Der polternde Ofczarek und der ruhige Dangl sind jeweils Konkurrenten in Bezug auf eine Frau. Es wechseln in Schnitzlers klarsichtigen Charakterstudien beklemmende und humoristische Momente. Das Komödiantische der Darstellung bringt auch das Intendanten und Bühnenbildner-Ehepaar Loidolt, die neben uns sitzen, immer wieder zum Lachen, obwohl sie das Stück während der Proben ja schon x-mal gesehen haben müssen. Minutenlanger Applaus für drei großartige, über weite Strecken überzeugende Darsteller.
Wirklich ein Theater der Träume in Reichenau.
Wednesday, 11 July 2007
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1 comment:
Nicht zu fassen, wie sich da feine Kultur in die wesenliche grobmaschigere Welt des Fußballs mischt. Vielleicht wird aus der Seite noch einmal wirklich Unentbehrliches für kulturbegeisterte Menschen.
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