Kein Schlussstrich in der Causa Tévez
Carlos Tévez wechselt zu Manchester United, hieß es, leihweise auf 2 Jahre mit Option auf "permanent". Besser sollte es wohl heißen: seine Vertreter, Agenten oder "Eigentümer" haben entschieden, dass er zu ManU "verschoben" wird. - Rund um Carlos Tévez baut sich gerade ein Gebirge aus Vertragsklauseln, Rechtspositionen, Klagsdrohungen und rechtlichen Unwägbarkeiten auf, das unüberschaubare Dimensionen anzunehmen beginnt. Für West Hams Chairman Eggert Magnusson (Bild) könnte sich die Situation zu einer unangenehmen "Doppel-Mühle" entwickeln.
Zunächst wurde berichtet, dass Tévez mit Zustimmung von West Ham Vertragsverhandlungen mit Manchester United führe; im Hinblick auf den aufrechten Vertrag von Tévez mit West Ham würde die Transfersumme (oder wie das bei einem Leihvertrag heißt) an West Ham gehen und eine angemessene Zahlung daraus an Tévez' "Agenten" (gemeint offenbar Kia Joorabchian).
Unzulässiges "third party agreement" ...
Kia Joorabchian besteht aber darauf, dass seine Rechte aus dem zwischen ihm und West Ham (unter dem früheren Chairman Terence Brown) bei der Anmeldung von Tévez und Mascherano geschlossenen "third party agreement" respektiert werden. Soll heißen: Joorabchian, der über seine beiden Gesellschaften Media Sports Investments (MSI) und Just Sport Inc (JSI) "Eigentümer" aller Transferrechte an Carlos Tévez ist, möchte laut diesem Agreement von Ende August 2006 Tévez jederzeit zu einem Klub seiner Wahl transferieren können. Er erklärt, bereit zu sein, im Transferfall an West Ham lächerliche £100,000 zu zahlen. Klagsdrohungen wurden offenbar schon ausgesprochen. (Eine Zusammenfassung der letzten Ereignisse findet man hier und hier.)
Genau dieses "third party agreement" und dessen ursprüngliche Geheimhaltung bei der Registrierung von Tévez und Mascherano war aber der Grund für die Rekordstrafe von £ 5,5 Millionen, die eine Disziplinarkommission der FA Premier League (FAPL) über West Ham verhängte. Rule U18 des FAPL-Reglements verbietet es Vereinen, dritte Parteien (hier: Kia Joorabchian bzw. dessen Gesellschaften) zu befähigen, Einfluss auf ihre "policies" oder die "performance of the team" zu nehmen.
Nach dem Ergehen des Diziplinarurteiles gegen West Ham am 27. April waren noch drei PL-Matches zu spielen, in denen die Hammers dringend die Dienste von Carlos Tévez benötigten. Um gegenüber der FAPL sicherzustellen, dass die Regel U18 nicht mehr verletzt werde, kündigte West Ham das "third party agreement" einseitig auf, was Joorabchians Anwälte damit beantworteten, dass sie zwar den Empfang des Kündigungsschreibens bestätigten, jedoch erklärten, ihr Klient behalte sich ausdrücklich alle seine Rechte vor.
... gekündigt - wirksam oder unwirksam?
Die FAPL gab sich jedenfalls erst zufrieden, nachdem sich West Ham verpflichtet hatte, die FAPL über alle weiteren Schritte in Bezug auf Tévez' Vertrag zu informieren, um auszuschließen, dass künftig eine Einflussnahme Dritter erfolge. Nunmehr hat das FAPL-Board erklärt, eine Anmeldung von Tévez für Manchester United komme nur in Betracht, wenn die Einwilligung von West Ham vorliege. Natürlich wird von der FAPL auch überprüft werden, ob bei einem Transfer alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Die Doppel-Mühle
Beim Mühlespiel gibt es die unangenehme Situation, sich in einer "Doppel-Mühle" zu befinden: In so einer Lage befindet sich auch Eggert Magnusson.
Einerseits muss er darauf bestehen, dass Tévez (der laut Website von West Ham einen aufrechten 4-Jahres-Spielerkontrakt mit WHU hat) nur dann zu ManU wechseln kann, wenn die Zahlung von ManU an West Ham geht und dort auch zum überwiegenden Teil verbleibt (gerade das wird die FAPL besonders interessieren!). In diesem Fall wird West Ham von Joorabchians MSI und JSI, die sich weiterhin im Besitz aller Transferrechte sehen, geklagt.
Einigt sich Magnusson dagegen schon jetzt mit MSI/JSI - was nur ginge, wenn der Großteil der Transfersumme an diese Gesellschaften fließt - verstößt West Ham gegen Regel U18, bekommt ein neues Disziplinarverfahren und riskiert, dass Sheffield United beim High Court eine Aufhebung des Urteils des Schiedsverfahrens vom 3. Juli erreichen kann. Und das könnte bedeuten, dass West Ham doch noch absteigen muss.
Everybody's second team?
Eine unangenehme "Doppel-Mühle" für West Ham. Und was noch schlimmer ist: egal, wie Eggert Magnusson aus diesem Pallawatsch herauskommt, eines hat der Verein durch die "Carlos Tévez-affair" jedenfalls schon verspielt: seinen guten Ruf. Nach den beiden Verfahren in dieser Causa trifft der alte Spruch, West Ham sei "everybody's second team", sicher nicht mehr zu. In diversen Fan-Foren bezeichnet man unsere "Hammers" vielmehr als "Betrüger", denen der Zwangsabstieg gebührt hätte.
Auch wenn das Schiedsgericht in seinem Urteil in dem von Sheffield United gegen die FAPL angestrengten Verfahren klar gesagt hat, dass ein Punkteabzug zwar eine Möglichkeit, aber keine rechtlich obligatorische Sanktion war, und dass die FAPL davon ausgehen konnte, dass Tévez auch in den letzten Premier League-Spielen eingesetzt werden durfte...
Nach allem, was in dieser Causa schon geschrieben wurde, wäre es ein Wunder, wenn West Ham jenen Fußballfans, in deren Adern kein "claret and blue blood" fließt, jemals wieder so sympathisch würde wie nach dem unglücklich verlorenen FA Cup-Finale in Cardiff am 13. Mai 2006.
Sunday, 8 July 2007
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1 comment:
http://football.guardian.co.uk/News_Story/0,,2123412,00.html
Carlos Tévez und MSI haben der FA mitgeteilt, dass sie den Spielervertrag mit West Ham auflösen. Die FA hat das zurückgewiesen, weil West Ham der Auflösung nicht zugestimmt hat. Jetzt wird's immer wilder!
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