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RAPIDHAMMER: Neue Wendung in Carlos Tévez-Saga

Wednesday 1 August 2007

Neue Wendung in Carlos Tévez-Saga

Explosives Dokument beim High Court vorgelegt
Die Times und der Telegraph berichten über die gestrige Gerichtsverhandlung im Streit um die Carlos Tévez-Transferrechte. Wie zuletzt von RAPIDHAMMER erläutert, möchte Kia Joorabchian West Ham nur £ 100,000 für die Zustimmung zur Anmeldung des Spielers bei Manchester United bezahlen. Ein im Gerichtsverfahren vorgelegtes Dokument erklärt nun, wie Mr. Joorabchian auf diese Summe kommt. Sie ergibt sich nicht etwa aus dem ursprünglichen, im August 2006 abgeschlossenen "third party agreement" (siehe dazu auch hier und hier), sondern dürfte von Eggert Magnusson selbst kurz nach seiner Übernahme von West Ham am 1. Dezember 2006 vorgeschlagen worden sein.

Die Kläger MSI-JSI/Joorabchian haben ein mit 1. Dezember 2006 datiertes Schriftstück vorgelegt und behaupten, damit sei von ihnen mit West Ham ein Zusatz zum - unzulässigen - "third party agreement" (siehe zu diesem hier!) abgeschlossen worden, wonach Tévez bis Juli 2007 an West Ham gebunden bleibe und dann gegen Zahlung der Summe von £ 100,000 den Verein verlassen könne. Das entsprechende Dokument, unterzeichnet von Scott Duxbury (damals stellvertretender Vorstandsvorsitzender von WHUFC), MSI-JSI und Carlos Tévez, wurde dem High Court vorgelegt. (Just Like My Dreams Blog bezeichnet das Schriftstück als "smoking gun".)

West Ham anerkannt dieses Schriftstück nicht als gültig und macht geltend, es habe zwar im Dezember 2006 einen entsprechenden Vorschlag gegeben, aber weder Kia Joorabchian noch Carlos Tévez hätten diesem damals zugestimmt. Das ominöse Dokument sei von diesen nicht unterzeichnet und nicht an West Ham zurückgeleitet worden. Somit sei dieser "Zusatz" nicht vereinbart und daher nicht gültig geworden. Das vorgelegte Dokument sei auch nicht neu; in seiner nicht unterschriebenen Fassung habe es schon der Disziplinarkommission, die West Ham zu einer Strafe von £ 5,5 Mio. verurteilte, vorgelegen.

Wenn die Verantwortung der Hammers stimmt, dann hätten die Kläger die Urkunde erst zu einem späteren Zeitpunkt unterzeichnet, zu dem West Ham an diesen Vorschlag nicht mehr gebunden war. Das würde "tricky Kia", gegen den in Brasilien ein Haftbefehl wegen des Vorwurfes der Geldwäsche bestehen soll, ähnlich schauen!

Während die Times die Hammers ob dieses Beweismittels "in hot water" sieht und auch der von mir hochgeschätzte Just Like My Dreams Blog die Lage nicht allzu positiv beurteilt, meine ich, dass das Dokument für West Ham alles andere als gefährlich ist:

Sollte sich herausstellen, dass der Zusatz von "tricky Kia" zuerst abgelehnt wurde (und nun aufgrund einer späteren Unterschrift dem High Court als verbindlich präsentiert wird), dann wäre er ungültig und West Ham müsste Tévez nicht um den Bettel von £ 100.000 ziehen lassen.

Wäre die Zusatzvereinbarung aber gültig, dann wäre West Ham von der Premier League zu Unrecht wegen der ursprünglichen Vereinbarung ("third party agreement") bestraft worden, denn Tévez hätte dann nicht ohne Zustimmung von West Ham jederzeit zu einem anderen Verein transferiert werden können. Vielmehr wäre er jedenfalls bis Saisonende an die Hammers gebunden gewesen, die auch eine (wenn auch geringe) Ablöse für ihn vereinbart hatten.

Der Vorschlag, eine solche Abänderung des ursprünglichen - unzulässigen - Agreements zu vereinbaren, machte wohl im Dezember 2006 durchaus Sinn. Damals war Tévez ein Wechselspieler, der noch kein Tor erzielt und eher den Charakter eines Fremdkörpers oder gar Störfaktors hatte. West Ham war offenbar damals um Schadensbegrenzung bemüht... Dass Carlitos später zusammen mit Mark Noble zum Katalisator des "Greatest Escape" werden sollte, konnte der gerade erst als neuer West Ham-Präsident auf der Bühne erschienene Isländer Eggert Magnusson nicht ahnen.

Nun, nachdem sich alles anders entwickelt hat, auf einen Vorschlag zurückzukommen, der - wenn West Hams Verantwortung stimmt - damals nicht angenommen wurde, was den Hammers eine Rekordstrafe von £ 5,5 Mio. einbrachte, geht rechtlich daneben und bestätigt nur die schlechte Meinung, die wir von Mr. Joorabchian haben. Bei der kommenden Gerichtsverhandlung am 22. August werden er und Tévez nun Rede und Antwort stehen müssen, wann sie das vorgelegte Dokument tatsächlich unterzeichnet haben.

Ich teile auch nicht die Einschätzung von Hammered Blog, der meint, selbst bei rechtlicher Ungültigkeit der Zusatzvereinbarung sei es "moralisch" nicht argumentierbar, jetzt mehr als die £ 100.000 zu verlangen, um die man Tévez im Vorjahr habe los werden wollen.

Ein zu einem bestimmten - mehr als ein halbes Jahr zurückliegenden - Zeitpunkt gemachter, damals nicht akzeptierter Vorschlag kann kein Präjudiz für die jetzige unter vollkommen geänderten Umständen stehende Verhandlungsposition von West Ham sein. Wäre die nun ins Treffen geführte Vereinbarung zustande gekommen, so hätte West Ham im seinerzeitigen Disziplinarverfahren damit argumentieren können, dass die Disziplinarstrafe (£ 3 Mio. für das Geheimhalten von Unterlagen bei der Anmeldung von Tévez und Mascherano und £ 2,5 Mio. für die Einräumung unzulässiger Einflussmöglichkeiten an Dritte während laufender Spielerverträge) wesentlich geringer hätte ausfallen müssen, weil die neue Vereinsführung bereits selbst eine Abänderung des unzulässigen "third party agreements" vorgenommen hätte.
Zudem muss auch berücksichtigt werden, dass sich der "Wert" von Carlos Tévez für Manchester United erst durch dessen kontinuierlichen Einsatz im Hammers-Team und den gemeinsam mit der übrigen Mannschaft erreichten Klassenerhalt ergeben hat. "Premier League-tauglich" wurde Carlitos eben erst im Frühjahr durch seinen Einsatz bei West Ham.

Ich bin gespannt, wie gierig Kia Joorabchian ist: Ob er wohl nachgibt und West Ham einen größeren Anteil von dem Geld zugesteht, das ManU für Tévez bezahlen wird, oder ob er es wirklich darauf ankommen lässt, dass der arme Carlitos vor dem High Court ins Kreuzverhör genommen wird?

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