Der Bart wurde schnell weiß und in den letzten Wochen immer länger. Wie der Kapitän eines Walfängers sah Roy Keane, 37, zuletzt aus, aber den Moby Dick der Premier League wird "Capt'n Ahab" auch diesmal nicht erlegen können. Seit Keane vor 2 1/2 Jahren Sunderland-Manager wurde, konnte er gegen keinen der "big four"-Klubs gewinnen. Und gegen den Samstag-Gegner (18:30 MEZ) Manchester United, den Klub mit dem Keane als Spieler Meistertitel, Cuptriumphe und einen Champions-League-Titel feierte, setzte es für Sunderland in den letzten eineinhalb Jahren zwei Niederlagen (0:4 und 0:1 in der letzten Saison).
Erste Trainerstelle
Keane hatte den Klub 2006, unmittelbar nach seinem Abschied aus dem aktiven Fußball - zuletzt spielte er bei Celtic Glasgow - übernommen und gleich im ersten Jahr aus der Championship in die Premier League geführt. Im ersten Jahr blieb man mit dem 15. Endrang in der Topliga, heuer aber rutschte man in einer jedenfalls im Mittelfeld extrem ausgeglichenen Liga (den Neunten trennen vom Achtzehnten - Sunderland - derzeit nur 5 Punkte!) in die Abstiegszone. Nun hat Roy Keane vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Coach Sir Alex Ferguson das Handtuch geworfen.
Keane holt Ferdinand/McCartney, Curbs geht
Keane, der als Sunderland-Coach geklagt hatte, dass er wegen der "wifes and girlfriends", die lieber in der Hauptstadt blieben, keine Spieler ins nordenglische Sunderland lotsen könne, war zu Beginn dieser Saison indirekt für Alan Curbishleys Rücktritt als West Ham-Manager verantwortlich. Nachdem nicht nur Anton Ferdinand, sondern am letzten Tag der Übertrittsfrist auch George McCartney - gegen Curbs' Willen - von den Hammers zu den "Black Cats" gewechselt waren, legte Curbishley im September sein Traineramt in East London nieder. Nun stehen die beiden Hauptstadtflüchtlinge ohne Trainer da, nachdem der schlechte Saisonstart und zuletzt vier Heimniederlagen hinter einander, Keane zur Resignation als Sunderland-Coach veranlasst haben.
Ein grätschender Bastard
Keane ist laut Alois Gstöttner (Null Acht) der "Prototyp des kämpfend-grätschenden Bastards" (siehe -> hier) und kassierte als Spieler bei Manchester United nicht nur zahlreiche rote Karten, sondern produzierte auch eines der brutalsten Revanche-Fouls der ballestrischen Inselgeschichte.
Nachdem sich Keane im September 1997 bei einer Attacke gegen den norwegischen Leeds United-Legionär Alf-Inge Håland selbst schwer verletzt hatte, vom Norweger aber mit den Worten "get up, stop faking it" (erfolglos) zum Aufstehen aufgefordert worden war, nahm das irische Rauhbein fast vier Jahre später grimmige Rache:
Keane streckte Håland, mittlerweile im hellblauen Dress von Manchester United, beim Stadtderby im April 2001 mit einem Horror-Tackling nieder, das für den schwer am Knie verletzten Norweger das Karriereende bedeutete (Bild rechts). In seiner 2002 veröffentlichten Autobiographie schrieb der Täter über den Vorfall:
„Ich habe lang genug gewartet. Ich habe ihn verflucht hart getroffen. Der Ball war da (glaube ich). Nimm das, du Schwein. Und steh niemals mehr über mir und spotte über gefakte Verletzungen.“
Raubein, Streithansl und Sturkopf
Keanes Zeit bei Manchester United endete ähnlich wie sein Engagement als Spieler beim irischen Nationalteam: Der Mittelfeldspieler überwarf sich nicht nur 2002 mit dem irischen Teamchef Mick McCarthy und wurde von der WM aus Japan/Südkorea nach Hause geschickt, sondern legte sich im Herbst 2005 auch mit Vaterfigur Ferguson an, worauf er auf die Tribüne verbannt und schließlich an Celtic Glasgow abgegeben wurde. Nach der verpassten Qualifikation zur WM 2006 erklärte Keane zum zweiten Mal den Rücktritt vom irischen Nationalteam und beendete schließlich nach seinem letzten Meistertitel (mit Celtic) seine aktive Karriere.
Auch als Trainer dürfte Keane kein "Weichei" gewesen sein. Sunderland-Spieler sprachen nach seinem Rücktritt von einem Regiment des Schreckens in der Kabine.
Und wenn sich Keane einmal für etwas entschieden hat, ist er sehr stur: drei Tage lang versuchte Sunderland-Chairman Nigel Quinn, Keane von der Rücknahme seines Rücktritts als Manager zu überzeugen, biss aber auf Granit. Nach zweieinhalb Jahren, in denen der strenge Manager die "Black Cats" vom Schlusslicht der zweiten Liga zu einem Premier League-Team gemacht hat, nach einer teuren Einkaufstour im heurigen Sommer und nur sechs Wochen nach einem 2:1-Sieg über Lokalrivalen Newcastle (dem ersten Sieg gegen dieses Team seit 28 Jahren) verabschiedete sich der Ire von den Rot-Weißen.
Den ungeduldigen Roy Keane hat offensichtlich das "Second-Season-Syndrom" dahingerafft. Bei Aufsteigern kommt das in der zweiten Spielzeit nach dem Aufstieg öfters vor.
Buchmacher: Who will replace Roy Keane?
S Allardyce: 11/8
A Curbishley: 4/1
G Strachan: 9/2
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