Eigentlich kontrollierten die Deutschen 90 Minuten lang das Geschehen im Ernst Happel Stadion. Sie ließen den Österreichern nicht die Räume, die gegen Kroatien und Polen offengestanden waren und die schnellen Flügel Ümit Korkmaz und Martin Harnik kamen damit nicht so ins Spiel, wie wir uns das gewünscht hatten.
Attraktiv war das deutsche Spiel nicht, abgesehen vom Anfangswirbel mit dem Kunststück von Gomez (einem merkwürdig verträumt dastehenden Tormann Macho half da zum Glück der lässige Gyuri Garics per Kopf aus und beförderte den Ball von der Torlinie).
Das Freistoßtor von Ballack war natürlich ein Hammer. Die Mauer stand zunächst nicht so schlecht, der direkte Freistoß wurde aber kurz abgespielt, was Macho möglicherweise zu seinem unmotiviert wirkenden Schritt aus dem Tor veranlasste - und dann war der Ball auch schon drin (wahrscheinlich wäre er auch unhaltbar gewesen, wenn Macho auf der Linie geblieben wäre).
Die österreichischen Chancen sind schnell aufgezählt, wobei Hoffer und auch Ivanschitz diesmal die gefährlichsten Spieler waren. Wie sich Hoffer in der ersten Hälfte freilief, den Ball dann aber nicht eng genug annehmen konnte (Bild), und wie er in der zweiten Hälfte einen Drehschuss nur knapp vorbeisetzte, war ebenso erfrischend, wie ein Vorstoß von Ivanschitz, der frei zum Schuss gekommen wäre, wenn ihm nicht Lahm den Ball mit einem tollen Tackling noch vom Fuß geholt hätte.
Ein Unentschieden nach Ballacks Führungstreffer, den leider Andi Ivanschitz mit seinem Foul vorbereitete (wo war eigentlich Aufhauser?), wäre bei der Abschlussschwäche, die dieses Team bedauerlicherweise kennzeichnet, schon das "Wunder von Wien" gewesen, von dem man ein paar Tage träumen durfte.
So bleibt eine gewisse Genugtuung darüber, dass Österreich sich nicht blamiert hat, der Abstand zur Weltklasse deutlich verringert werden konnte und das Team Kraft für ganze 3 x 90 Minuten hatte. Kein Spiel wurde höher als 0:1 verloren, gegen Polen reichte es als eindeutig bessere Mannschaft zu einem Punkt, und Ümit Korkmaz ist die Entdeckung dieser Euro aus österreichischer Sicht.
Wobei mich Ümits Höhenflug nicht überraschte, schließlich ist er seit zwei Saisonen mein Favorit bei Rapid (Bild links). Immer wenn er auf dem Platz stand, erhöhte sich die Offensivkraft von Rapid - und wer weiß, wenn er sich im Spiel gegen Anderlecht (0:1-Niederlage in Wien) nicht schon in der ersten Halbzeit verletzt hätte, wäre Rapid nach dem 1:1 im Auswärtsspiel im Herbst 2007 in die UEFA Cup-Gruppenphase eingezogen.
Jimmy Hoffers EM-Debüt war okay, finde ich. Er hatte mehr Chancen als in den beiden Spielen zuvor Herr Linz (der für mich übrigens keine Enttäuschung ist, weil ich mir von ihm ohnehin nicht viel erwartete). Hoffer wird seinen Weg machen. Wenn er wieder eine gute Saison für Rapid spielt und einen Stammplatz in der Nationalmannschaft hat, wird er weniger nervös sein und wir werden sicher noch ein paar schöne, entscheidende Tore von ihm sehen.
Die Euro kann man sich nun entspannt zu Ende ansehen: die portugiesischen Spielzüge, Tricks und Tore werden so am 19. Juni in Basel zum reinen Genuss - ohne Zittern um Rot-Weiß-Rot!
Das fängt erst wieder an, wenn im Herbst die WM-Qualifikation beginnt (6.9. Heimspiel gegen Frankreich, dann auswärts gegen Litauen und Färöer, schließlich noch ein Heimspiel am 15.10. gegen Serbien). Dann werden wir wissen, ob dieses Team, das jetzt einmal - wie mein Sohn Johannes - die "7. Klasse" bestanden hat, auch die "Matura" schafft (ähem, WM-Qualifikation meinte ich!) .
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