Rapid Hammer

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RAPIDHAMMER: June 2008

Monday, 30 June 2008

Danke, Spanien - Sorry, Deutschland!

"In defeating Germany here at the Ernst Happel Stadium on this balmy June evening, Spain not only ended 44 years of international failure and frustration but delivered a gift rich in significance to those who subscribe to a brand of football that truly is the beautiful game."
Paul Fletcher, BBC Euro Blogger

Sunday, 29 June 2008

Friday, 27 June 2008

Schweiz und Österreich: Die alten Klischees

Paul Fletcher berichtete für die BBC über die Euro in der Schweiz. Besonders beeindruckte ihn, wie ordentlich, korrekt und pünktlich bei den Schweizern alles läuft. (Die haben übrigens auch schon ihren neuen Teamchef für die Nationalmannschaft.) Und dann musste Herr Fletcher zu den letzten beiden Spielen nach Österreich reisen (2411 Meilen von Basel nach Wien). Hier sein Reisebericht:
"On Thursday I took three trains and one bus on an 11-hour journey to Vienna, my final destination. The transport to the Austrian border ran like clockwork. The minute I left Switzerland and arrived at Feldkirch train station, I was confronted by delayed trains, confused passengers and a beleaguered platform attendant. It felt almost like home."
Und am Rennweg beginnt der Balkan, nicht wahr...

Thursday, 26 June 2008

Das vorletzte Spiel

Stundenlang drehte ein Polizeihubschrauber seine Runden über Wien. Untrügliches Zeichen, dass am Abend wieder ein Euro-Match in der Stadt gespielt wurde. Die Melodie von "Seven Nation Army" ertönte aus russischen Fankehlen nahe des Gartenbaukinos. Eine Touristengruppe mit rot-gelben Fahnen marschierte durch den Stadtpark. Das vorletzte Spiel dieser EM stand bevor: Russland gegen Spanien.
"Ich freu mich schon auf Rapid gegen Salzburg", hatte mir am Nachmittag ein Freund gesagt. Er habe seine Semifinalkarten verkauft, nachdem die Holländer ausgeschieden waren, erzählte er.
Ich glaube, es wird ihm leid getan haben: denn was Spanien an diesem Donnerstag Abend im Ernst Happel Stadion zeigte, war wirklich sehenswert.
Wahrscheinlich hätte man tagsüber noch Tickets für dieses Spiel erhalten können, denn die Russen hatten nicht jene Massen nach Wien gebracht, die im Falle einer holländischen Semifinal-Teilnahme hierher gepilgert wären. Und auch die spanischen Fans waren jedenfalls letzten Sonntag im Viertelfinale - verglichen mit Kroaten, Polen und Türken in den Spielen in Wien - nicht gerade zahlreich vertreten gewesen. Trotzdem: ich sah mir das Spiel im Fernsehen an und blieb daher bei diesem ersten Wiener Regen-Spiel trocken.
Das Spiel bei Blitz und Donner begeisterte. Ob auch die Stimmung im Stadion besser war als bei Italien gegen Spanien, konnte ich von der Couch aus nicht beurteilen. Für die russischen Gäste gab es jedenfalls nicht viel zu beklatschen oder - wie John Lennon es einmal ausdrückte - mit den Juwelen zu be-klimpern.
Denn zu gut geölt war die spanische Angriffsmaschine, wie geschmiert lief das Kurzpassspiel nach vorne - und vom russischen Offensivfußball war heute Abend wenig und in der zweiten Halbzeit gar nichts zu sehen. Gegen Ende, beim Stand von 3:0 für Spanien wurde eine Torschuss-Statistik eingeblendet: 10:1 für Spanien!
Schade, dass das spanische Team nicht schon letzten Sonntag gegen Italien so stark aufspielte wie Donnerstag Abend: ich wäre schon heute ein Spanien-Fan gewesen. So werde ich meine Neutralität erst am Sonntag beim Finale wieder aufgeben - und mir einen Sieg von Rot-Gelb wünschen!
Nächste Woche ist's dann vorbei mit Ringstraßen-Sperre, UEFA-Fernsehdiktat, überteuerten Tickets, wässrigem Bier, Boulevard-Hysterie und allzu lauter Disco-Atmosphäre im Stadion.
Nach Spielen wie dem heutigen muss man wirklich sagen: Schade, dass diese EM zu Ende geht.

Tuesday, 24 June 2008

Inoffizielles Vorspiel zum EM-Finale

Am Freitag, den 27.6. (18 Uhr), kommt es auf der idyllischen Sportanlage Kaiserwasser zu einem Duell der besonderen Art: Die Kicker des Fußballmagazins Ballesterer fm treffen auf die Mannschaft des Magazins "Null Acht".
"Ein Hochrisikospiel" nennt es Ballesterer in seinem Vorbericht. Begründung: "Weil wir immer mit hohem Risiko spielen!", so Interimschef Stefan Kraft wenige Tage vor der Begegnung gegen die Kollegen von Null Acht.
Null Acht dagegen spricht vom Spiel der "Italiener der Fußballmagazinszene (abgebrüht und erfahren)" gegen die "Russen der Szene (jung und leidenschaftlich)".
Newcomer "Null Acht", für das auch der (am Freitag leider verhinderte) RAPIDHAMMER schreibt, kommt übrigens als Titelinhaber zum Kaiserwasser. Null Acht gewann im April das erste Wiener Journalisten Fußballturnier (Bild rechts).

Ankickzeit und Ort für das Gipfeltreffen der beiden ehrlichen Fußballmagazine: Sportanlage Kaiserwasser (Eiswerkstr. 20, 1220 Wien), Freitag, 27. Juni, 18 Uhr.

-> Über "Null Acht": Why can't the mass of football publishing be this strong?

-> Die bislang letzte Nummer von Null Acht erschien vor der Euro 08, im Herbst soll es ein neues Heft des anspruchsvollen Sportmagazins geben.

Was wurde aus Eggert Magnusson?

Sonntag vor dem Euro-Viertelfinale Spanien - Italien sah ich einen Mann mit markanter Glatze und abstehenden Ohren durch Wiens Innenstadt joggen. Es war früher Nachmittag, sengend heiß und der schon etwas ältere Herr lief mit nacktem Oberkörper. Der sieht doch aus wie ..., dachte ich mir.
Wie Eggert Magnusson, fiel mir dann ein, und ein letzter Blick auf den um die Ecke keuchenden Läufer sagte mir: das war er - der Ex-Chairman von West Ham United. Der Isländer war bis Anfang 2007 Mitglied des Exekutivkommitees der UEFA und Fußballpräsident von Island. Seine Anwesenheit in Wien am Tag des UEFA Euro-Viertelfinales war daher mehr als wahrscheinlich.
Eggert Magnusson war das Gesicht der "Island-Revolution" bei West Ham United im November 2006. Ein isländisches Konsortium, als dessen Kopf der damalige isländische Fußballpräsident präsentiert wurde, kaufte den Klub um £85 Mio. und "Eggy" ersetzte den unbeliebten bisherigen Chef der Hammers, Terrence Brown. Tatsächlich übernahm Magnusson zwar die Rolle des geschäftsführenden Präsidenten, hielt selbst aber nur einen 5 %-Anteil, während der Löwenanteil am Londoner Traditionsklub von Björgulfur Gudmudsson, dem Eigentümer der isländischen Landesbank, erworben wurde. Mit der Ablöse des Erfolgstrainers der Vorsaison, dem zu diesem Zeitpunkt glücklosen Alan Pardew, hatte Magnusson schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt eine schwierige Entscheidung zu treffen.
Mit dem neuen Manager Alan Curbishley, einigen teuren Transfers im Jänner und einem Formaufschwung des Teams im Frühjahr gelang es dann, den Klassenerhalt zu schaffen, und auch die Affäre um die Spielberechtigung von Carlos Tévez konnte von Magnusson glücklich gelöst werden (auch wenn bis heute rechtlich nicht alles ganz geklärt ist).
Überraschend trat der 61-Jährige im September des Vorjahres als geschäftsführender Präsident zurück, sollte aber im West Ham-Vorstand bleiben, hieß es zunächst. Am 13. Dezember 2007 wurde jedoch mitgeteilt, dass sich Magnusson zur Gänze von West Ham zurückziehe und sein 5 %-Anteil von Björgolfur Gudmundsson, der damit Alleineigentümer von West Ham wurde, übernommen werde.
Der Rückzug des bei den Fans wegen seiner leidenschaftlichen Performance in der Director's Box beliebten Isländers wurde in der Presse auf die hohen Ausgaben zurückgeführt, die Magnusson mit seinen Spielertransfers vom Jänner und vom Sommer 2007 zu verantworten hatte. Gudmundsson, Besitzer der isländischen Landsbanki, die unter der internationalen Finanzkrise besonders zu leiden hat, wolle den Gürtel finanziell etwas enger schnallen, hieß es - und tatsächlich gab es im "Transfer-Fenster" im Jänner 2008 kaum Bewegung bei West Ham.
Mit der Verlängerung des Vertrages von Dean Ashton vor wenigen Wochen signalisierte die Klubführung allerdings, dass es keine Rasenmäher-Sparpolitik geben werde, und die Verpflichtung eines italienischen Sportdirektors, der gemeinsam mit Trainer Alan Curbishley für die Transfers zuständig sein wird, lässt hoffen, dass es mit den Hammers auch unter B.G. (wie die Fans Herrn Gudmundsson nennen) weiter bergauf gehen wird.
Was wurde aber aus Eggert Magnusson, der immerhin seit einem halben Jahr "arbeitslos" ist?
Nun, als Eigentümer eines profitablen Unternehmens in der Nahrungsmittelbranche (import/export and bread and biscuit manufacturing company) wird Eggy nicht langweilig geworden sein. Was genau die "other business interests" sind, die Magnusson nach seinem Rückzug von West Ham verfolgen wollte, konnte ich aber bisher leider nicht feststellen.
Dem UEFA Exekutivkommitee, das im Jänner 2007 neu gewählt wurde, gehört Magnusson nicht mehr an. Die letzten Einträge bei Google betreffen immer noch den Abschied vom West Ham am 13. Dezember 2007 und auch auf der Website des isländischen Fußballverbandes gibt es nichts Neues über Herrn Magnusson zu lesen. War Eggy also - wie Zinedine Zidane - nur als Fan in Wien?

Monday, 23 June 2008

Hicke geht, Hiddink ist frei

Josef Hickersberger hat am Montag seinen sofortigen Rücktritt als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft erklärt. Wie der ÖFB bestätigte, teilte der 60-Jährige, der schon am Wochenende im Ö3-Frühstücksradio und später in einem "Standard"-Interview erklärt hatte, er sei "leer und müde", seinen Entschluss ÖFB-Präsident Friedrich Stickler mit.
Möglicherweise kam Hickersberger, der sein Ziel - Aufstieg ins Viertelfinale - trotz zeitweise überraschend ambitionierter Auftritte der österreichischen Mannschaft nicht erreicht hat, auch einer Entscheidung im ÖFB-Vorstand, die nach Kritik aus der Bundesliga gar nicht mehr so sicher auf Aufrechterhaltung seines Vertrages gelautet hätte, zuvor. Der Verband nahm diese Entscheidung zur Kenntnis, zeigte sich aber überrascht, heißt es.
Auf einer Website las ich heute, dass Guss Hiddink, der holländische Erfolgstrainer der russischen Nationalmannschaft, nach der EM frei sei. Wacht der ÖFB auf oder ist ein solches Kaliber, das den Aufwärtstrend beim österreichischen Team so richtig verstärken könnte, weit jenseits dessen, was wir uns leisten können?

Mein Euro-Out

Euro-Viertelfinale Spanien gegen Italien am Sonntag im Ernst Happel Stadion. Schon am 7. Mai 2007 - vor mehr als 13 Monaten - haben die geschäftstüchtigen Herren von der UEFA 232 € für zwei Tickets von meinem Konto abbuchen lassen. Und dann waren die beiden Plätze gar nicht neben-, sondern hintereinander (Block E, Reihe 18 und 19, jeweils Sitz 171).
Dass ich dann doch neben meiner Frau sitzen konnte, die diesmal mit im Stadion war, verdanke ich nicht der UEFA, sondern 1) den netten Herrschaften neben uns, die einen Sitz weiter rutschten, weil 2) ebenso nette (unbekannte) Herrschaften daneben ihre Karten ungenutzt und die Sitzplätze leer gelassen hatten.

Euro-Viertelfinale Spanien gegen Italien im Ernst Happel Stadion. Das klingt gut, aber bei Italien fehlten mit Pirlo und Gattuso die beiden wichtigsten Leute im Mittelfeld. Cannavaro ging weniger ab, der italienische Catenaccio funktionierte auch ohne ihn in diesem leider von Taktik und mehr Quer- als Steilpasses geprägten Spiel.
Die spanischen Angreifer Villa und Torres - Ersterer hatte in der Vorrunde immerhin vier Tore geschossen - waren die meiste Zeit bei den vielen weißen Defensivspezialisten abgemeldet. Ebenso ging es aber auch Luca Toni auf der Gegenseite, dessen einzigen ernst zu nehmenden Kopfball Spanien-Verteidiger Marchenas, ebenfalls mit Köpfchen, abblocken konnte (Bild).
Das nette Liedchen "Luca Toni, Luca Toni segna un gol" (Luca Toni schießt ein Tor) war zwar mein Favorit unter den - weger fehlender Tore und zündender Aktionen immer wieder einschlafenden - Anfeuerungsrufen der Fans. Aber der besungene 1,92 m-Mann (seinerzeit eine Entdeckung von West Hams neuem Sportdirektor Gianluca Nani) konnte dem Song nie gerecht werden.

Euro-Viertelfinale Spanien gegen Italien im Ernst Happel Stadion. Es war wirklich alles angerichtet für ein großes Spiel, fast 52.000 Zuschauer waren im Prater-Oval, der Kameramann neben uns hatte seine Linse auf die Spanier eingestellt (Bild unten), in unserer Kurve sangen die Italiener und auf der anderen Stadionseite die Spanier. Aber am Ende waren echte Torchancen Mangelware und ein wirklicher Nervenkitzel war nur das Elferschießen - abgesehen vielleicht von jener Szene, in der Italo-Keeper Buffon beinahe die Patzerserie der besten Torhüter fortgesetzt hätte und einen schon gefangenen Ball an die Torstange kullern ließ.

Beim "penalty shoot-out" hatte ich kein gutes Gefühl für die Italiener und tatsächlich verhauten sie schon den zweiten Elfer: de Rossis Schuss wurde von Casillas gehalten. Und während Buffon beharrlich in die falsche Ecke flog, war Casillas (Bild) fast immer in der richtigen.

Camoranesis dritten Elfer für Italien konnte Casillas zwar nicht erreichen, aber als bei 3:2 für Spanien die Nummer 11 der Italiener (di Natale) antrat, der nach einer Schwalbe schon die gesamte zweite Hälfte der Verlängerung vom Publikum ausgepfiffen worden war, schwante mir nichts Gutes. Und tatsächlich: Casillas parierte den Strafstoß und Arsenal-Spieler Fabregas verwertete zum 4:2 für Spanien. Italien war draußen.

Euro-Viertelfinale Spanien gegen Italien im Ernst Happel Stadion. Das war es, mein Euro-Aus: Österreich draußen, Italien draußen, Holland, Kroatien und Portugal draußen, und England gar nicht dabei. Das war's dann für mich. Oder soll ich jetzt vielleicht für Russland die Daumen drücken?

Sunday, 22 June 2008

Fliegt heute auch Spanien?

B-Team-Strategie als Bumerang

Dem Gesetz der Serie folgend müsste heute Abend beim letzten Euro-Viertelfinale in Wien Italien gegen Gruppe D-Sieger Spanien gewinnen und sich für das Semifinale gegen Russland qualifizieren. In den drei bisherigen K.O.-Spielen setzte sich nämlich keiner der Gruppensieger der Vorrunde durch.
Sowohl Kroatien als auch Holland hatten - ebenso wie Spanien - ihre Vorrunden-Gruppen mit dem Maximum von 9 Punkten gewonnen. Und auch Portugal war nach zwei Siegen bereits sicherer Gruppensieger gewesen, bevor das bedeutungslose letzte Spiel gegen die Schweiz mit 0:2 verloren wurde.
Alle vier Gruppensieger haben ihre für Platzierung und Aufstieg nicht mehr relevanten dritten Vorrundenspiele mit stark veränderten "B-Teams" bestritten, während die "runners-up" sich nicht schonen konnten. Sie mussten in ihren letzten Partien noch hart um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen.
Keiner der drei bisher angetretenen Gruppensieger proftierte aber offenbar von der Schonung von Stammkräften, vielmehr fehlte es bei Portugal, Kroatien und Holland an manchen Tugenden, die diese Teams in den Gruppenspielen ausgezeichnet hatten. Alle drei enttäuschten gegen vermeintlich schwächere Gegner.
Sollte sich der Vorteil des Gruppensieges also ins Gegenteil verkehrt haben? Ich kann mir das gut vorstellen. Durch die Zusammenwürfelung eines "B-Teams" ist offenbar der Faden bei den drei nun ausgeschiedenen Mannschaften gerissen, das Teamgefüge kam durcheinander und außerdem war das Momentum nun einfach bei den Nationen, die erst in einem hart umkämpften "Endspiel" den Einzug in die Runde der letzten Acht sicherstellen konnten.
"Rotieren" ja, aber beinah die komplette Mannschaft auszutauschen, wenn's um nichts mehr geht - nein.
Wird sich diese Strategie auch für Spanien heute Abend als Bumerang erweisen?

Saturday, 21 June 2008

Russische Revolution frisst ihre Väter

Die "Holland-Revolution" bei den Russen geht weiter. Guus Hiddink, der holländische Trainer der Sbornaja, feierte am Samstag in Basel mit dem 3:1 (0:0, 1:1) n.V. einen verdienten Sieg über die Vorbilder aus den Niederlanden. Damit ist die beste Mannschaft der Vorrunde, die sich in der sogenannten "Todesgruppe" souverän durchgesetzt hatte, überraschend ausgeschieden. Aber Russland spielte heute holländischer als Holland selbst!
Arshavin und Pavlyuchenko wirbelten durch die holländischen Reihen, wie es in der Vorrunde nur Snejder, van Nistelroy und Kollegen taten. Unglaublich, wie attraktiv diese Russen spielten.
Dass mit Holland nach Portugal und Kroatien nun der dritte "Europameister der Vorrunde" draußen ist, kann uns durchaus ein unerwartetes Finale bescheren. Die Wiederholung des 70er-WM-Finales Deutschland - Holland ist jedenfalls definitiv nicht mehr möglich.

Türken erobern Wien

Kroaten feiern vor dem Spiel, Türken nach dem Elferschießen

Es war an diesem Viertelfinalspieltag in Wien wie vor dem ersten Gruppenspiel Österreich v Kroatien. Die ganze Innenstadt war ein einziges rot-weißes Schachbrett. Die Kroaten feierten am Stephansplatz, am Graben, in der U-Bahn, und man fragte sich: Wo sind nur die Türken?
Auch vor dem Stadion und im Stadion das selbe Bild: Hrvatska wohin man blickt. Der türkische Sektor ist nicht einmal halb so groß wie die komplett kroatisch besetzte gegenüberliegende Kurve.
Dazwischen auffallend viele Deutsche, die sich die Karten für dieses Spiel in der Annahme gekauft haben dürften, dass Deutschland die Gruppe B gewinnt, und natürlich auch zahlreiche Österreicher.
Auch zwei Burschen in West Ham-Dressen sehe ich; sie dürften wegen Slaven Bilic gekommen sein, dem kroatischen Trainer, der 1996/97 bei West Ham United spielte.
Das Spiel, das ich (überraschender Weise) als neutraler Zuschauer live miterlebe - um 6 Uhr abends hat mich Alfred angerufen und gefragt, ob ich ein Ticket haben möchte! - hält zunächst nur zeitweise, was es versprochen hat. Olic gelingt in der ersten Halbzeit das Kunststück, nach Zuspiel von Modric aus kurzer Distanz den Ball an die Latte zu schaufeln (da hätte vielleicht sogar einer der österreichischen Stürmer getroffen!).
Sowohl Türken als auch Kroaten leisten sich viele Fehlpässe und schlecht getretene Corner und verbreiten vor allem in der 2. Hälfte einige Langeweile.
Nicht nur einmal branden "Österreich Österreich"-Rufe beim neutralen Publikum auf. Da hätte unser Team auch mithalten können, meinen viele.
Logisches Ergebnis nach 90 Minuten?): 0:0 - auch, weil Rüstü einen kroatischen Freistoß (84.) von Srna aus dem Kreuzeck fischt (was uns zur Frage veranlasst: Hätte der auch Ballacks 1:0 gegen Österreich gehalten?).
In der Verlängerung geht's aber dann rund. Die Türken drücken vor allem in der ersten Halbzeit der Extra Time, das Türkyie! Türkyie! ist plötzlich viel lauter als die kroatischen Anfeuerungsrufe und alle spüren: Da liegt eine Sensation in der Luft. Nachdem aber die besten Chancen hüben wie drüben vergeben werden, freut sich der neutrale Zuschauer im eigenen Stadion auf ein Elferschießen der netten Gäste.
Doch dann bringt Klasnic die Kroaten nach einem Tormannfehler von Rüstü kurz vor Ende der Verlängerung in Führung, das erwartete Elferschießen scheint abgesagt.
Aber es ist unglaublich: Das dritte Mal in diesem Turnier schießen die Türken ein last minute goal! Sentürk gelingt in der allerletzten Aktion der Overtime der Ausgleich. Da springe auch ich vor Freude auf, obwohl ich ursprünglich eher Kroatien favorisiert hatte.
Im Elferschießen scheinen dann die kroatischen Spieler ebenso entnervt zu sein wie ihre Fans. Nach dem vermeintlichen Sieg und der kalten Dusche in der 120. Minute kann man es ihnen nicht verdenken.
Der erste türkische Erfolg ist schon die Auswahl des Tores, auf das die Penalties geschossen werden - es ist jenes vor dem türkischen Sektor. (In dieser Kurve, aber im "neutralen" bzw. gemischten Bereich, sitzen auch wir!)
Zweimal ballern die armen Kroaten ihren Elfer neben das Tor (Modric, Rakitic), die Türkei führt mit 3:1. Und den vierten kroatischen Elfer (Petric) kann Rüstü halten.
Die Türken brauchen zu ihren letzten beiden Penalties gar nicht mehr anzutreten. Sie spielen nun in Basel gegen Deutschland um den Einzug ins EM-Finale!
Hupend und Fahnen schwingend feiern die türkischen Fans auf Wiens Straßen den Sieg ihres Teams!

Friday, 20 June 2008

Nur eine Raubkatze im Viertelfinale

Für die von PUMA ausgestatteten Teams lief die Euro bisher nicht optimal. Vier von fünf Teams, die von der mit dem Luxuskonzern Gucci verschwisterten deutschen Puma AG ausgestattet werden, kamen über die Gruppenphase nicht hinaus. Nur mehr Italien ist im Bewerb, während sich neben den beiden Gastgebern auch Polen und Tschechien bereits aus Österreich und der Schweiz verabschieden mussten.
Bild: Die italienische Nationalmannschaft vor dem Testspiel gegen Spanien am 26. März 2008.
(Ergebnis damals: 1:0 für Adidas = Spanien)
Gut für Puma: Die beiden Heimteams, die sicher überdurchschnittlich viele Fans auf die Straße und ins Stadion brachten, liefen beide in Puma-Shirts ein. Auch mich konnte das österreichische Nationalteam dazu veranlassen, mir ein rotes Puma-Sportleibchen (wenn auch ohne Wappen) zu kaufen und meinem Sohn ein Original-Österreich-Shirt zum Geburtstag zu schenken. Damit ist der Familienbedarf an roten Leiberln aber nun endgültig gedeckt.
Für den Umsatz des amerikanischen Sportartikelherstellers Nike stellt die Euro dagegen einen echten Glücksfall dar: alle fünf Nike-Teams (Kroatien, Türkei, Russland, Portugal und die Niederlande) überlebten die Vorrunde. Trotz des gestrigen Portugal-Aus gegen "Turnierschwein" Deutschland kann die griechische Siegesgöttin jedenfalls zu beiden Halbfinali nach Wien und Basel einfliegen: aus den "Nike-internen" Begegnungen Türkei-Kroatien und Niederlande-Russland muss ja jeweils einer in die Semis kommen.
Sämtliche Ausstatter der Euro-Teams kann man in diesem Artikel (KURIER) sehen.
Mit dem auch dort beklagten Aus für das einzige von UMBRO ausgestattete Team (Schweden) hat der englische Hersteller, der seit der letzten Saison auch für "claret & blue" (West Ham United) verantwortlich ist, übrigens einen weiteren Tiefschlag erlitten. Gerade die schwedischen Fans, die in ihren Spielen so gut wie ausnahmslos in farbenfrohes Blau-Gelb gekleidet waren, hätten sicher noch ein paar Euro in ihre "Uniformen" investiert. Und schon im Oktober 2007 (nach dem Scheitern der ebenfalls von Umbro ausgestatteten Engländer in der EM-Qualifikation gegen die in Nike gekleideten Russen und Kroaten!) war der Hersteller von Nike übernommen worden. Die Amerikaner gelobten zwar, die auf Fußball spezialisierte Marke Umbro (deren Trikots bei der Fußball-WM 1966 noch 15 von 16 Teams getragen hatten!) weiterführen zu wollen. Aber einer "Zwei-Marken-Strategie" ist oft kein langes Leben beschieden.
Bei Intersport Eybl in Wien führt man übrigens - abgesehen von der nun wohl ziemlich untinteressanten Schweden-Dress - keine Umbro-Artikel.

Österreich war das jüngste Team

Das Weblog "Ballverliebt" errechnete den Altersschnitt der in der Euro-Gruppenphase eingesetzten Spieler und heraus kam, dass tatsächlich Österreich das Baby-Team dieser EM war.
Die bereits ausgeschiedenen Gastgeber Österreich und Schweiz führen zumindest diese Rangliste an (siehe unten). Die Rentnergang stellte Weltmeister Italien.
Kein Wunder also, dass der österreichische Angriff kein Tor aus dem Spiel zustande brachte. Die Burschen sind international gesehen einfach noch zu grün hinter den Ohren.
Wo aber waren die erfahrenen Spieler im besten Fußballeralter (also die Kicker, die doch etwas jünger sind als unser einziger Torschütze Ivica Vastic)? Sie fehlten weitgehend im österreichischen Team und ihr Fehlen ist so augenscheinlich, dass man von einer "verlorenen Generation" sprechen kann.
Der KURIER zählt bei den durchaus bemerkenswerten "acht Gründen", die für das Vorrunden-Aus verantwortlich waren, neben der "verlorenen Generation" auch die "verlorenen Spieler" auf und bedauert, ebenso wie ich, das Fehlen von Paul Scharner oder anderen echten Leader-Persönlichkeiten im Team. Auch Hicke bekommt sein Fett weg, durchaus zurecht: Stichwörter Angsthasen-Taktik gegen Kroatien und eine nicht optimale Kaderzusammenstellung.
Weitere kritische EM-Analysen liest man beim ORF-Sport und natürlich bei Herrn Blumenau.
Schön, dass wir uns nicht blamiert haben. Aber hoffentlich ist die Verlängerung des Vertrages mit Teamchef "Hicke" nicht die Garantie dafür, dass die trotzdem gemachten Fehler sich nun zwei weitere Jahre lang wiederholen.

Hier die Altersrangliste der Euro-Vorrunde:
25,5 Jahre - Österreich
25,6 Jahre - Schweiz
26,1 Jahre - Spanien
26,7 Jahre - Türkei
26,9 Jahre - Russland
27,2 Jahre - Deutschland
27,4 Jahre - Kroatien
27,5 Jahre - Portugal
27,6 Jahre - Polen
27,9 Jahre - Rumänien
28,1 Jahre - Holland
28,4 Jahre - Tschechien
29,5 Jahre - Frankreich
29,6 Jahre - Griechenland
29,7 Jahre - Schweden
30,0 Jahre - Italien

Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter des jüngsten Teams der österreichischen Bundesliga-Saison 2007/08, Sturm Graz, betrug ebenso 25,5 Jahre.

Thursday, 19 June 2008

England-Killer im Viertelfinale, Freddie out

Beide Teams, die sich in der EM-Qualifikationsgruppe E im letzten Herbst vor den Engländern platzieren konnten, haben nun auch das Viertelfinale der Euro überstanden.
Nach Kroatien, das morgen in einem sicher heißen Wiener Viertelfinale auf die Türkei trifft (Ottakringerstraße gegen Brunnenmarkt sozusagen!), hat sich auch Russland mit einem eindrucksvollen 2:0 gegen Schweden für die Runde der letzten Acht qualifiziert.
Pavlyuchenko, der im Oktober 2007 beide Tore bei Russlands 2:1-Sieg über England in Moskau erzielt hatte, scorte den ersten Treffer, und der überragende Arshavin vom UEFA Cup-Sieger St. Petersburg machte Tor Nummer 2. Nach seiner dummen Tätlichkeit in der 84. Minute des letzten russischen Qualifikationsspieles gegen Andorra (1:0), die ihm eine 2-Spiele-Sperre eingebracht hatte, kam Arshavin bei dieser Euro zum ersten Mal zum Einsatz. Er führte gestern Abend in Innsbruck wie auch schon im UEFA Cup-Finale gegen die Glasgow Rangers eindrucksvoll den Beweis, dass er an einem guten Tag allen die Zunge zeigen kann (Bild).
Freddie Ljungberg, der einzige West Ham-Spieler bei dieser Euro, ist mit Schwedens Niederlage leider draußen. Der blau-gelbe Teamkapitän mühte sich redlich, aber diesmal war der offenbar noch immer angeschlagene Millionenstürmer Zlatan Ibrahimovic einfach zu harmlos.
So haben die Russen nun die Chance, einen der Turnierfavoriten zu ärgern: Russland mit dem holländischem Trainer Guus Hiddink spielt am Samstag in Basel gegen Holland.
Ob bei Guus Hiddink (Bild), der von 1995-1998 Nationalteamtrainer der Holländer war, vor diesem Spiel auch so sentimentale Gefühle aufkommen werden, wie vor dem UEFA Cup-Finale (Zenit St. Petersburg - Glasgow Rangers) bei seinem Trainerkollegen Dick Advocaat?
Diesen Protagonisten der russischen Holland-Revolution haben die von der Berliner Zeitung so schön geschilderten großen Gefühle für seinen früheren Verein Glasgow Rangers jedenfalls nicht daran gehindert, sein Team so gut einzustellen, dass die Schotten im UEFA Cup-Finale gegen den feinen russischen Tempofußball keine Chance hatten. Ergebnis: 2:0 für die holländisch trainierten Russen.
Aber Holland selbst ist natürlich ein anderes Kaliber.

Tuesday, 17 June 2008

0:1 - Der Tag danach

Wie ich schon vor ein paar Tagen sagte: es gibt ein Leben nach der Euro. Sogar mit Josef Hickersberger. (Ich glaube, der Teamchef wird beim ÖFB bis zur WM 2010 verlängern; ähem, "bis zur WM-Qualifikation" meinte ich!)
Eigentlich kontrollierten die Deutschen 90 Minuten lang das Geschehen im Ernst Happel Stadion. Sie ließen den Österreichern nicht die Räume, die gegen Kroatien und Polen offengestanden waren und die schnellen Flügel Ümit Korkmaz und Martin Harnik kamen damit nicht so ins Spiel, wie wir uns das gewünscht hatten.
Attraktiv war das deutsche Spiel nicht, abgesehen vom Anfangswirbel mit dem Kunststück von Gomez (einem merkwürdig verträumt dastehenden Tormann Macho half da zum Glück der lässige Gyuri Garics per Kopf aus und beförderte den Ball von der Torlinie).
Das Freistoßtor von Ballack war natürlich ein Hammer. Die Mauer stand zunächst nicht so schlecht, der direkte Freistoß wurde aber kurz abgespielt, was Macho möglicherweise zu seinem unmotiviert wirkenden Schritt aus dem Tor veranlasste - und dann war der Ball auch schon drin (wahrscheinlich wäre er auch unhaltbar gewesen, wenn Macho auf der Linie geblieben wäre).
Die österreichischen Chancen sind schnell aufgezählt, wobei Hoffer und auch Ivanschitz diesmal die gefährlichsten Spieler waren. Wie sich Hoffer in der ersten Hälfte freilief, den Ball dann aber nicht eng genug annehmen konnte (Bild), und wie er in der zweiten Hälfte einen Drehschuss nur knapp vorbeisetzte, war ebenso erfrischend, wie ein Vorstoß von Ivanschitz, der frei zum Schuss gekommen wäre, wenn ihm nicht Lahm den Ball mit einem tollen Tackling noch vom Fuß geholt hätte.
Ein Unentschieden nach Ballacks Führungstreffer, den leider Andi Ivanschitz mit seinem Foul vorbereitete (wo war eigentlich Aufhauser?), wäre bei der Abschlussschwäche, die dieses Team bedauerlicherweise kennzeichnet, schon das "Wunder von Wien" gewesen, von dem man ein paar Tage träumen durfte.
So bleibt eine gewisse Genugtuung darüber, dass Österreich sich nicht blamiert hat, der Abstand zur Weltklasse deutlich verringert werden konnte und das Team Kraft für ganze 3 x 90 Minuten hatte. Kein Spiel wurde höher als 0:1 verloren, gegen Polen reichte es als eindeutig bessere Mannschaft zu einem Punkt, und Ümit Korkmaz ist die Entdeckung dieser Euro aus österreichischer Sicht.
Wobei mich Ümits Höhenflug nicht überraschte, schließlich ist er seit zwei Saisonen mein Favorit bei Rapid (Bild links). Immer wenn er auf dem Platz stand, erhöhte sich die Offensivkraft von Rapid - und wer weiß, wenn er sich im Spiel gegen Anderlecht (0:1-Niederlage in Wien) nicht schon in der ersten Halbzeit verletzt hätte, wäre Rapid nach dem 1:1 im Auswärtsspiel im Herbst 2007 in die UEFA Cup-Gruppenphase eingezogen.
Jimmy Hoffers EM-Debüt war okay, finde ich. Er hatte mehr Chancen als in den beiden Spielen zuvor Herr Linz (der für mich übrigens keine Enttäuschung ist, weil ich mir von ihm ohnehin nicht viel erwartete). Hoffer wird seinen Weg machen. Wenn er wieder eine gute Saison für Rapid spielt und einen Stammplatz in der Nationalmannschaft hat, wird er weniger nervös sein und wir werden sicher noch ein paar schöne, entscheidende Tore von ihm sehen.
Die Euro kann man sich nun entspannt zu Ende ansehen: die portugiesischen Spielzüge, Tricks und Tore werden so am 19. Juni in Basel zum reinen Genuss - ohne Zittern um Rot-Weiß-Rot!
Das fängt erst wieder an, wenn im Herbst die WM-Qualifikation beginnt (6.9. Heimspiel gegen Frankreich, dann auswärts gegen Litauen und Färöer, schließlich noch ein Heimspiel am 15.10. gegen Serbien). Dann werden wir wissen, ob dieses Team, das jetzt einmal - wie mein Sohn Johannes - die "7. Klasse" bestanden hat, auch die "Matura" schafft (ähem, WM-Qualifikation meinte ich!) .

Monday, 16 June 2008

Österreich - Deutschland 4:1

2 Tore: Kienast

Tja, meine Lieben, da kann Kroatien ruhig mit dem B-Team antreten. Wenn Österreich die Deutschen mit 4:1 schlägt, dann ist das Ergebnis von Klagenfurt wurscht.
Aber leider: der 4:1-Sieg, den es wirklich gegeben hat, passierte schon am 29.10.1986 unter Teamchef Branko Elsner bei der Eröffnung des neu überdachten Wiener Ernst Happel Stadions. Und der zweifache Torschütze Kienast war nicht unser unbeholfener "Über-Dribbler" Roman K. aus der norwegischen Liga, sondern dessen technisch versierter Onkel Reinhard vom SK Rapid.
Der war seinerzeit, als "everybody's darling" Hanse Krankl auf dem Sprung zum FC Barcelona stand, mein Lieblingsspieler bei den Grün-Weißen. Der 1959 geborene Reinhard Kienast (Bild) bestritt am 12.8.1978 mit 18 Jahren sein erstes Spiel für Rapid im ÖFB-Cup gegen Simmering und spielte in der Folge von 1978 bis zur Saison 1991/92 in 492 Bewerbspielen meist im Mittelfeld von Rapid und erzielte 79 Tore. Der geniale Techniker, den ich in seiner ersten Bundesliga-Saison einmal auf der Schnellbahnstation Meidling mit einem Autogramm-Wunsch überraschte, spielte auch in "meinem" Europacup-Finale 1985 in Rotterdam (1:3 gegen Everton), fungierte von 1989 bis 1992 als Kapitän des SK Rapid und war in der Folge 1993/94 Co-Trainer bei Rapid (Trainer: Hubert Baumgartner).
Zuletzt unterstützte der großgewachsene offensive Mittelfeldspieler, den man in seiner aktiven Zeit durchaus gelegentlich auch als schlampiges Genie bezeichnen konnte, seinen früheren Mannschaftskollegen Hans Krankl als Co-Betreuer bei der ORF-Show "Das Match". Dort wurde eine österreichische Prominentenmannschaft zu einem 4:2-Sieg über ein Schweizer Promi-Team gecoacht.
Der letzte Sieg gegen Deutschland liegt also dank Reinhard Kienast (und dank Toni Polster, der damals zwei Elfmeter verwertete) nicht 30 Jahre, sondern weniger als 22 Jahre zurück. Ist aber auch lange genug, oder?

West Ham gegen Paul Scharner

Die heute, Montag, bekannt gegebene Auslosung der kommenden Premier League-Saison brachte West Ham wieder ein Heimspiel zu Beginn. Am 16. August, 15:00 (BST) treffen die Hammers auf unseren verhinderten EM-Helden Paul Scharner mit Wigan Athletic. Hoffentlich gibt's heuer einen besseren Start als im Vorjahr gegen Manchester City (0:2).
West Ham Fixtures: hier klicken!
Die komplette Auslosung findet man hier.

PS: Jetzt hat's natürlich noch weniger Sinn denn je zuvor, aber "ceterum censeo" - ein Paul Scharner hätte gerade jetzt gut in Österreichs Innenverteidigung gepasst. Sebastian Prödl ist gesperrt und Pogatetz spielt bei Hicke einen linken full back. Martin Hiden soll Prödl im Zentrum ersetzen, heißt es in den Medien. Ob das eine gute Idee ist?

PPS: Im BBC-Forum, wo zu Beginn der Euro niemand einen müden Cent (oder Penny) auf Österreich gewettet hat, gibt's plötzlich genügend Postings, die einen Sieg von Rot-Weiß-Rot über Deutschland prophezeien. Wie schnell sich die Dinge ändern...

Sunday, 15 June 2008

Euro-Freddie

Wen sehen wir bei der Euro-Signation vor den Übertragungen aus Österreich und der Schweiz immer als ersten im Bild?
Den schwedischen Teamkapitän Freddie Ljungberg von West Ham United.
Auch wenn er derzeit hartnäckig mit dem AS Roma in Verbindung gebracht wird, derzeit ist er noch ein "Hammer" - und wird es, glauben wir seinen Aussagen vor der Euro, auch in der nächsten Saison bleiben.

Thank you, Mr. Webb

Bei Referee Howard Webb, der mit seinen Entscheidungen im Euro-Spiel Österreich - Polen nun auch außerhalb Englands einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist, durfte sich West Ham United vor etwas mehr als einem Jahr schon einmal herzlich bedanken.
Die Hammers waren vor ihrem Auswärtsspiel gegen Blackburn Rovers am 17. März 2007, das Howard Webb leitete, auf dem letzten Tabellenplatz gelegen. Mit dem folgenden 2:1-Sieg bei Blackburn aber begann West Ham's "greatest escape" 2006/07 und beiden Toren lagen damals kontroversielle Schiri-Entscheidungen zugrunde:
Howard Webb, der 36 Jahre alte Schiedsrichter aus Rotherham in Yorkshire, der in bester Collina-Tradition Glatze trägt, gab an diesem nasskalten März-Abend in Blackburn beim Stand von 1:0 für die Heimmannschaft Elfmeter, nachdem Carlos Tévez nach einer eher zarten Attacke von Emerton im Strafraum zu Boden gegangen war. Der Argentinier, der erst ein paar Tage zuvor sein erstes Tor für West Ham (bei der tragischen 3:4-Niederlage gegen Tottenham) erzielt hatte, scorte vom Elferpunkt (rechts).
West Hams zweites Tor war überhaupt der Wahnsinn schlechthin. Carlos Tévez "erjubelte" geradezu den Siegestreffer:
Nach einem Durcheinander im Blackburn-Strafraum stand Tévez nahe der Torlinie im Abseits, als der Ball zu dem am rechten "Fünfer-Eck" stehenden Bobby Zamora kam. Um das Abseits wieder aufzuheben, wollte Tévez einen Schritt hinter die Torlinie machen; genau in diesem Moment schoss aber schon Bobby Zamora und traf Tévez, der zwar nicht schnell genug zur Seite springen konnte, um den Ball ins Tor zu lassen, aber geistesgegenwärtig genug war, die Arme in die Höhe zu reißen und zu jubeln, als hätte der Ball die Torlinie überschritten. Referee Webb gab nach Rücksprache mit dem Linienrichter Tor und Tévez, das Schlitzohr, hatte West Ham zum ersten Meisterschaftssieg seit drei Monaten verholfen.
Ein glücklicher Sieg, aber West Ham hatte in dieser Saison auch schon wahnsinnig viel Pech gehabt. Mit sechs weiteren vollen Erfolgen in den verbleibenden Saisonspielen (insgesamt 7 Siege in 9 Partien!) schaffte West Ham im Frühjahr 2007 das Wunder: Die Mannschaft, die vor dem Spiel gegen Blackburn mit 10 Punkten Rückstand auf den rettenden 17. Tabellenplatz an letzter Stelle in der Premier League gelegen war, blieb oben!
Vielleicht ein gutes Omen für Österreichs Euro-Kampagne: Wenn Howard Webb pfeift, geht's anschließend bergauf!

Friday, 13 June 2008

Luca der (Vor-)Letzte

Während im Fernsehen Italien gegen Rumänien läuft und Luca Toni wieder eine Torchance vergeben hat, darf ich verkünden, dass selbiger Stürmer der letzte ist, den ich ins Panini-Album eingeklebt habe.
Armer Luca Toni: Während der linke Nachbar des Italieners auf der "In Action"-Seite schon getroffen hat, steht sein rechter Anrainer bereits fix im Viertelfinale.
Auf den Italiener Luca den Letzten trifft bisher weder das eine noch das andere zu: sein Treffer gegen Rumänien kurz vor der Pause zählte wegen Abseits nicht.
Pausenstand 0:0 - Endstand 1:1.

PS:
Eben bemerke ich, dass uns doch noch ein letztes Pickerl fehlt: die Nr. 98. Das ist aber bloß das Namenspickerl des Vize-Europameisters 2004.
Naja, und wenn man ganz genau sein will, könnte ich auch noch Nr. 240 brauchen. Das ist das Bild von Golanski, das es doppelt gibt; mir fehlt das Porträt mit der Halskette. Hat jemand die beiden Pickerl für mich?
Ich biete unsere verbliebenen "Doppelten": 62, 78, 95, 116, 119, 122, 124, 132, 133, 135, 139, 148, 159, 169, 170, 191, 200, 247, 303, 313, 327, 390, 410, 427, 434, 459, 473, 476, 500, 502, 509 und 532.

War Howard Webb betrunken oder waren es die österreichischen Stürmer?

Österreich v Polen in der englischen Presse:
"Achtung Germany - Austria are alive and kicking"


Nachdem ich voll der Euphorie meinen Spielbericht vom gestrigen 1:1-"Ich glaub ich träume"-Unentschieden gegen Polen gepostet habe, die überwiegend begeisterten Kommentare in den österreichischen Gazetten gelesen und sogar bei Herrn Blumenau - abgesehen von einer böse klingenden, aber wohl witzig gemeinten Überschrift ("Hickersberger ist ein verdammter Lügner") nur Hymnisches über das österreichische Team gelesen habe, muss ich wohl endlich ein bisserl auf die Euphorie-Bremse treten, dachte ich.
Dabei helfen normalerweise die Vor- und Spielberichte über Österreich aus der englischen Online-Presse. Und tatsächlich: Laut Daily Mirror war Paul Scharner schon vor dem Spiel über das Team her gezogen ("it's a crime they haven't shown more effort and commitment"), Times Online machte sich in seinem Spielbericht über das Versemmeln der 100%-igen Chancen der Österreicher lustig und der Independent gab Leo Beenhakkers Ref-Kritik ausreichend Raum.
Dann aber finde ich im Guardian den zutreffenden Hinweis, dass die Schiedsrichter angewiesen sind, Behinderungen bei Straf- und Eckstößen strenger zu ahnden. Und da steht dann auch, die Österreicher hätten zeitweise so gespielt, dass der 92. Platz im FIFA-Ranking eine Beleidigung für sie sei.
Auch der Matchbericht von BBC Online (den ich schon an meinen eigenen Bericht anhängte) war so schlecht nicht. Vor allem die Zeile "Umit Korkmaz used his explosive pace to waltz past two men down the left" geht runter wie Öl und hinterlässt nur deshalb einen bitteren Nachgeschmack, weil der "left winger" die nächste Saison bei Eintracht Frankfurt und nicht mehr bei Rapid Wien spielen wird.
Bei Jamie Jackson im Guardianlese ich sogar die für's Entscheidungsspiel gegen Deutschland Mut machende Schlagzeile "Achtung Germany - Austria are alive and kicking". Er meint, dass für das Foul an Österreichs "exellentem Kapitän" (!) in der 47. Minute ein klarer Elfer hätte gegeben werden müssen. Sowohl der Guardian als auch Who ate all the pies (Blog) und Sky Sports möchten nicht dem erst vor ein paar Wochen eingebürgerten Brasilianer Roger Guerreiro den Man of the Match-Titel verleihen, den er im Ernst Happel Stadion nachgeschmissen erhielt wie die polnische Staatsbürgerschaft, sondern dem polnischen Keeper Artur Boruc: ein Kompliment mehr für Österreichs Angriffsfußball! Dumm nur, dass es trotz allem eines Elfers bedurfte, um zu treffen. Aber wie heißt das so schön bei Jamie Jackson im Guardian: Achtung Germany - Austria are alive and kicking!

-> Times Online: Austria indebted to Howard Webb as co-hosts refuse to leave Euro 2008
"Ivica Vastic, the 38-year-old substitute, lashed in the penalty to become the oldest goalscorer in tournament history by more than four years. He showed a conviction absent in his team-mates — a brewery has offered a lifetime’s supply of beer to anyone who scores for Austria at Euro 2008 and, Vastic apart, their forwards played as if they had drunk the prize."

-> Independent: Austria stay alive thanks to Webb's intervention
"Leo Beenhakker, the veteran coach of Poland, last night accused English referee Howard Webb of wishing to "show what a big boy he is" in giving the last-minute penalty from which Austria rescued their prospects of progressing at Euro 2008.
Poland led 1-0 through a goal that assistant Mike Mullarkey, another English official, should probably have ruled offside, when the Yorkshire policeman bravely became the first referee at these finals to punish a defender for shirt-pulling in the box. He spotted Mariusz Lewandowski grappling Sebastian Prodl.
Ivica Vastic, Austria's 38-year-old veteran, tucked away the spot-kick leaving Beenhakker incandescent with anger. Asked if it was just bad luck that Poland should be the first team punished for such a common offence, he said: 'You think so? I am 43 years in this business, I think always very correct with referees, never suspended, but this is something I really, really cannot understand. I don't know why but probably in a moment the ref sees something nobody saw and probably wants to show he is a big boy,' he added. 'Someone was pushing a little bit I suppose.'"

-> The Guardian (1): Hope for hosts as Webb penalty leaves Poland in a spin
"The replays, however, will vindicate the official at a time when referees are being told to clamp down on shirt-pulling, and the 38-year-old substitute Ivica Vastic lashed in a penalty that suddenly throws up the astonishing possibility that little, patronised Austria may yet qualify at the expense of Germany.
The two sides meet in Vienna on Monday and, whatever happens, the tournament's least-fancied side can at least feel a certain amount of pride that their Euro 2008 has not been the abject embarrassment that had been widely predicted.
There were periods last night when Josef Hickersberger's men played as if affronted to be 92nd in Fifa's world rankings. They were so dominant in the opening half, for example, that the only criticism that could be levelled at a team who are officially inferior to, among others, Qatar and Zambia was their astonishing wastefulness in front of goal. Three glorious chances were created, then wasted, in the opening 20 minutes, every missed opportunity asking for trouble."

-> The Guardian (2): Achtung Germany - Austria are alive and kicking
"The point is that when Josef Hickersberger's side play like they did here - take note Germany - Austria can cause most nations in the tournament a real problem.
Just two minutes after the break Howard Webb turned down what appeared a close penalty shout when the half-time substitute Pawel Golanski grappled with Austria's excellent captain Andreas Ivanschitz. There were other, countless attacks with the best chances before half-time falling to Martin Harnik, who had two clear runs at Artur Boruc. He was a worthy man-of-the-match, and Austria were value for their point."

-> Who ate all the pies (Blog):
1. Austria should have had the game wrapped up before Poland had even woken up. The hosts (and in particular Martin Harnik) could not afford to waste such good openings early on.
2. What an outstanding display from Celtic keeper Artur Boruc. I am sure one or two of the top European sides will be giving Gordon Strachan a call.
3. Howard Webb loved his moment in the limelight a little too much. Some of that prancing round the pitch and overly dramatic gestures would have seen him laughed out of most Premier League grounds. And as for that penalty... soft to say the least.
4. But what a well taken penalty it was. Ivica Vastic nearly put a hole in the net as he became the oldest ever goalscorer in the European Championships.
5. The last-minute equaliser was little more than a stay of execution for Austria. I don't expect Germany to be in a generous mood when they meet.

-> BBC: Austria grab late draw against Poland:
"Moments later, Umit Korkmaz used his explosive pace to waltz past two men down the left and cross for Harnik, eight yards out, to shoot straight at Boruc.
Having been so profligate, Austria were punished in devastating fashion by the Poles on the half-hour mark.
It was doubly harsh on the Austrians because Roger was clearly standing in an offside position when the ball left Southampton striker Saganowski's foot.
Poland took Jop off at half-time and within seconds of the restart his replacement Pawel Golanski was a little lucky not to concede a penalty, as the defender's hands were all over Andreas Ivanschitz with the Austrian captain moving in on goal.
With the clock running down and Austria's chances hanging by a thread, Webb stunned the Poles by pointing to the spot and 38-year-old Vastic rifled in to become the oldest scorer in European Championship history. "

-> Sky Sports: Austria rescue late draw
"Boruc had to be at his best in the 11th minute as a poor backpass by a Polish defender released Austria's Martin Harnik, who raced clear but his shot into the far corner was deflected by the Celtic shot-stopper for a corner.
Boruc did even better two minutes later as Umit Korkmaz put in a great pass into the penalty area but Harnik again had his shot saved by Boruc with his legs failing to add to his international haul of two goals.
The Polish guardian was again equal to the task a few minutes later as with the Poland defence in disarray Christoph Leitgeb ran onto a beautifully weighted pass but his shot was again saved by Boruc.
It took Vastic to break the Poles' hearts. "

Thursday, 12 June 2008

Österreich - Polen 1:1

Wir waren schon knapp drei Stunden vor dem Spiel im Ernst Happel Stadion, weil wir uns das Gruppenspiel Deutschland - Kroatien auf der Videowall anschauen wollten. Die laute Disco-Musik im Stadion und das Match ohne Ton passten zwar nicht so richtig zusammen, aber immerhin: Deutschland verlor (unter lautem Jubel der österreichischen Fans im sich langsam füllenden Stadion!) mit 1:2 gegen Kroatien - was bedeutete, dass Österreich bei einem Sieg gegen Polen mit 3:0 oder 3:1 ein Unentschieden gegen die Deutschen im letzten Gruppenspiel zum Aufstieg ins Viertelfinale reichen würde. Aber wer schießt bei den Rot-weiß-Roten drei Tore???
Nachdem das Ernst Happel Stadion mit mehr als 51.000 Zuschauern voll war und Andi Marek (der hauptberuflich für den SK Rapid arbeitet, hier aber für Österreich als Stadionsprecher tätig ist) und sein polnischer Sprecher-Kollege die österreichischen und polnischen Fans zum Anfeuern ihrer Teams nicht zweimal hatte bitten müssen, gab es endlich die Hymnen - vom Publikum mitgesungen und ohne Pfiffe.
Und was sich dann abspielte, war unglaublich. Was da abging, war genial und ließ mich nicht nur einmal denken: "Ich glaub, ich träume". Das Feuer, das in dieser österreichischen Mannschaft brannte, war ebenso großartig wie deren Zusammenspiel in der Offensive und die Anfeuerung von den Rängen. Die Heimmanschaft spielte die polnische Hintermannschaft in den genialen ersten dreißig Minuten geradezu schwindlig.
Aber nicht nur die Stimmung in der österreichischen Kurve war gigantisch, leider auch die Nachlässigkeit des schnellen, sensationell kombinierenden österreichischen Teams beim Verwerten der von den immer wieder rochierenden Flügeln Korkmaz und Harnik herausgespielten Chancen:
Artur Boruc, der polnische Keeper, verhinderte gegen die entfesselt aufspielenden Österreicher drei hundertprozentige Torchancen (2 x Harnik, 1 x Leitgeb), und es kam wie es kommen musste: Die Polen schossen das 0:1 durch Roger Guerrero aus absseitsverdächtiger Position.
Die großartige Stimmung, die seit dem Auflaufen der Mannschaften im Prater-Oval geherrscht hatte, flachte ein bisschen ab, aber nach der Pause feuerten die österreichischen Fans ihre Mannschaft wieder beherzt an.
Kurz nach Wiederbeginn wurde zunächst Ivanschitz im Strafraum behindert, aber es gab keinen Elfer, und dann musste Macho in der nun ziemlich ausgeglichenen Partie mehrmals sein ganzes Können aufbieten, um eine 2:0-Führung der Polen zu verhindern.
Und als alles schon auf ein "Wieder nix!" hindeutete, gab der englische Referee Howard Webb, der zuvor schon den in der Nachspielzeit gegebenen Freistoß wegen Ranglereien im Strafraum hatte wiederholen lassen, Elfmeter für Österreich: Prödl war - wie ich erst viel später im Fernsehen sah - im polnischen Strafraum niedergerissen worden.
Und so geschah in der Nachspielzeit der 2. Hälfte das Wunder: erstes EM-Tor für Österreich durch den Foulelfmeter von Ivica Vastic (93.)! Es war unglaublich - wie ein Traum: Österreich war endlich ein Tor bei dieser Euro gelungen!
Irgend jemand skandierte "Cordoba, Cordoba!", die österreichischen Spieler liefen zu unserem Sektor und ließen sich feiern (Bild) und wir gingen schließlich immer noch ein bisschen ungläubig nach Hause: Hatte Howard Webb tatsächlich Elfer gegeben und warum eigentlich??! Wenn wir aus diesem Traum nicht aufwachen wollen, dann müssen die Gastgeber am Montag Deutschland schlagen ("Cordoba, Cordoba")!
Die Hoffnung lebt - bis Montag, und die fühlt sich gut an [(c) Martin Blumenau].

-> BBC: Austria grab late draw against Poland:
"Moments later, Umit Korkmaz used his explosive pace to waltz past two men down the left and cross for Harnik, eight yards out, to shoot straight at Boruc."
"Having been so profligate, Austria were punished in devastating fashion by the Poles on the half-hour mark.
"Ebi Smolarek crossed to the far side of the penalty box from the left wing, Marek Saganowski turned inside Emanuel Pogatetz and his cross-shot was poked home by Roger from close range.
"It was doubly harsh on the Austrians because Roger was clearly standing in an offside position when the ball left Southampton striker Saganowski's foot."
"Poland took Jop off at half-time and within seconds of the restart his replacement Pawel Golanski was a little lucky not to concede a penalty, as the defender's hands were all over Andreas Ivanschitz with the Austrian captain moving in on goal."
"With the clock running down and Austria's chances hanging by a thread, Webb stunned the Poles by pointing to the spot and 38-year-old Vastic rifled in to become the oldest scorer in European Championship history. "

Austria: Macho, Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz, Leitgeb, Aufhauser (Säumel 74), Ivanschitz (Vastic 64), Korkmaz, Harnik, Linz (Kienast 64).
Subs Not Used: Manninger, Özcan, Standfest, Fuchs, Gercaliu, Katzer, Patocka, Hiden, Hoffer.
Booked: Korkmaz, Prödl.
Goal: Vastic 93 pen.
Poland: Boruc, Wasilewski, Jop (Golanski 46), Bak, Zewlakow, Dudka, Lewandowski, Krzynowek, Roger (Murawski 85), Saganowski (Lobodzinski 83), Smolarek.
Subs Not Used: Kowalewski, Fabianski, Wawrzyniak, Gargula, Pazdan, Zahorski, Kokoszka.
Booked: Wasilewski, Krzynowek, Bak.
Goal: Roger Guerrero 30.
Att: 51,428.
Ref: Howard Webb (England).

Wie spielt Österreich?

Während sich die Fans aus Österreich und Polen mittags am Wiener Stephansplatz noch gesangliche Duelle liefern, zeichnete sich für die Experten folgende Aufstellung des österreichischen Teams ab:
Tor: Jürgen Macho
Abwehr-Viererkette: Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz
Mittelfeld: zwei "Staubsauger" wie Aufhauser und Säumel gegen Kroatien wären wahrscheinlich gegen Polens Solospitze Ebi Smolarek zu viel. Da Aufhauser bei "Hicke" gesetzt ist, wird u.U. auf Säumel verzichtet.
Weiters im Mittelfeld: Fuchs oder Leitgeb, Ivanschitz, Korkmaz
Angriff: von Beginn an wahrscheinlich doch wieder Linz (in der Hoffnung, dass er diesmal passende Bälle erhält!) und auf dem rechten Flügel Harnik.
Gemma's an!

Es gibt ein Leben nach der Euro

... und dieses beginnt am 16. Juni.
Nein, nicht deshalb, weil Österreich an diesem Tag sein letztes Gruppenspiel gegen Deutschland bestreitet. (Noch haben wir Chancen, uns für das Viertelfinale zu qualifizieren.)
Sondern aus zwei Gründen:
1) Die Premiership-Auslosung wird am Montag, den 16. Juni, bekannt gegeben. - Saisonbeginn in England ist der 16. August.
(Apropos Premier League: Portugal-Coach Felipe Scolari ist der neue Chelsea-Manager!!!)
2) Ab Montag sind die Rapid-Abos für die Saison 2008/09 im Verkauf. - Saisonbeginn in der österreichischen Bundesliga ist schon am 9. Juli. Das erste Rapid-Heimspiel in Runde 2 geht übrigens gleich gegen die "Dosen": am 12.7. spielt der SK Rapid gegen Red Bull Salzburg.
PS: Die Auslosung der ersten und zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League erfolgt am 27. Juni, also noch vor dem Euro-Finale (29.6.).

Bleibt der zweite Gastgeber im Rennen?

Arme Schweizer! Gestern Abend bei irregulären Bedingungen im Regenspiel von Basel in der Nachspielzeit das 1:2 gegen die Türkei kassiert. Damit ist das letzte Gruppenspiel gegen Portugal schon unbedeutend, die Co-Gastgeber dind draußen!
In der Österreich-Gruppe spielt heute zuerst Deutschland gegen Kroatien (18:00), und um 20:45 MUSS Österreich gewinnen! Egal, wieviele Polen nach Wien kommen!!!

Tuesday, 10 June 2008

Vor 40 Jahren: Rapid feiert 25. Meistertitel

"Rapid-Volksfest brachte 5:1-Sieg gegen den LASK" titelte der KURIER am 4. Juni 1968. Und in seinem Artikel schrieb der damals wohl noch ziemlich junge KURIER-Redakteur Wolfgang Winheim über dieses Spiel vor 12.000 Zuschauern: "Grün-Weiß versteht, Feste zu feiern!"
(Zum Lesen des Artikels Bilder anklicken!)

Wolfgang Winheim schreibt noch heute im KURIER und 40 Jahre nach dem damals 25. Meistertitel wurden die Hütteldorfer bekanntlich auch heuer - zum 32. Mal - österreichischer Fußballmeister. Nach dem 25. Titel 1967/68, mit dem Rapid Rekordmeister auf dem Kontinent war, dauerte es allerdings vierzehn Jahre, bis die Grün-Weißen Meistertitel Nr. 26 erringen konnten.

Als sich vor einiger Zeit ein Karton mit alten Fußball-Devotionalien auf dem Dachboden fand und ich darin den abgebildeten Zeitungsartikel entdeckte, war das eine Reise in die Geburtsstunde eines Rapid-Fans. Genau zu dieser Zeit - ich war ein kleiner Volksschüler aus der 3. Klasse, dessen Heimatort vom Rapid-Platz auf der Pfarrwiese leider ziemlich weit entfernt lag - passierte das, was Hans Krankl einmal so beschrieben hat:

"Rapid ist wie eine unheilbare Krankheit. Bist du einmal infiziert, hast du sie immer."

Mein Pech dabei war, dass Rapid nach meiner Infektion vierzehn Jahre brauchte, um den nächsten Meistertitel einzufahren. Aber dass die Liebe zu den Grün-Weißen so lange auf die Probe gestellt wurde - erst 1981/82 stand Rapid in der österreichischen Bundesliga endlich wieder ganz oben, dazwischen gab es nur drei österreichische Cup-Siege (1969, 1972 und 1976) - hat die Verbundenheit mit diesem Klub nur noch stärker werden lassen!
Der Volksschüler von 1968 hatte bei Beginn der nächsten Meistersaison schon sein Studium beendet - da kann man ermessen, wie lange die Durststrecke für die Hütteldorfer und ihre Fans war.

In der Folge gab es aber alle paar Jahre Grund zur Freude:
27. Meistertitel und das Double für Rapid (österreichischer Cupsieger) 1982/83
Österreichischer Cupsieger 1983 und 1984
Fahrt zum Europacup-Finale in Rotterdam 1985 (1:3 gegen Everton)
Österreichischer Cup 1986 und 1987
28. Meistertitel 1986/87
29. Meistertitel 1987/88
Österreichischer Cup 1994/95
30. Meistertitel 1995/96
1996 Europacup-Finale in Brüssel (0:1 gegen PSG)
31. Meistertitel 2004/05
32. Meistertitel 2007/08
Unten
die Rapid-Mannschaft, die vor 40 Jahren schon in der vorletzten Runde im eigenen Stadion - wie heuer - den Meistertitel feiern konnte. (Die Aufstellung sieht man, wenn man den Zeitungsartikel rechts anklickt!)

Monday, 9 June 2008

Österreich - Kroatien 0:1

"In unserem Fall handelt es sich um das Resultat einer Spielanlage, die Josef Hickersberger, den ÖFB, die Liga und auch wichtige Spieler so widerspiegelt, wie sie sind: kleinmütig."
Martin Blumenau, FM4

Fünf Verteidiger (neben Stranzl, Pogatetz und Prödl spielen Standfest und Gercaliu bei ihren Klubs normalerweise hinten) und dazu zwei defensive Mittelfeldspieler (Säumel und Aufhauser): mit dieser vorsichtigen Variante startete Österreich in die Heim-EM. Im Mittelfeld außerdem Ivanschitz und Harnik, vorne allein auf weiter Flur Roland Linz, der auch keinen einzigen brauchbaren Pass bekam.
Eher eine Aufstellung für ein Auswärtsspiel, dachte ich, und eigentlich war's ja auch beinah ein Auswärtsspiel. Die ganze Stadt war fest in kroatischer Hand. Die Wiener Innenstadt schien ausschließlich aus Menschen mit dem roten Schachbrett-Muster zu bestehen, in der U-Bahn waren die paar Österreicher, die man sah, deutlich in der Minderheit und die Fangesänge, von denen die U-Bahn-Passagen widerhallten, waren kroatische Lieder.
Und mit dem Selbstvertrauen einer Heimmannschaft kamen die Kroaten im Ernst Happel Stadion auch aus der Kabine. Von Anfang an setzten sie die nervösen Österreicher, den "underdog" par excellence, unter Druck und wurden bereits nach drei Minuten mit einem - leider glasklaren - Elfer belohnt. Nachdem der künftige Tottenham-Spieler Luka Modric Stranzl hatte aussteigen lassen und auf Olic gepasst hatte, war Aufhauser, ungeschickt und übermotiviert, im Strafraum zu spät gekommen, hatte den Fuß stehen lassen und verhalf den Kroaten so zum 1:0 durch den Elfmeter von Modric.
"Quickly it became evident that Austria's players were unlikely to follow Modric to the Premier League", meinte BBC Online mit quälender Ironie zum weiteren Spielverlauf, und was die Österreicher in der ersten Hälfte die längste Zeit zeigten, war wirklich "lack of quality": kaum ein Pass, der ankam, Konfusion und Gerangel in der Abwehr und gar nichts nach vorne. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit schienen die Rot-weiß-roten etwas Mut zu fassen und es gab zumindest ein paar Versuche auf das kroatische Tor.
Dass es auch anders gegangen wäre, zeigte dann Hälfte 2 - zumindest ab der 60. Minute, als nach der Hereinnahme von Vastic und später Korkmaz und Kienast endlich so etwas wie Offensive von der nominellen Heimmannschaft gezeigt und die Sicherheits- (oder Angsthasen-) Taktik, die Hicke für dieses Spiel ausgegeben hatte, spät aber doch aufgegeben wurde.
Aber wenn vorne ein torgefährlicher Stürmer fehlt, dann nützen auch 64% Ballbesitz nichts und es bleibt beim 0:1: Linz war ein Totalausfall, Harnik spielte im wesentlichen einen rechten Flügel, und Kienast war zwar gar nicht so schlecht, hat aber bisher fast nie was getroffen (die die Regel bestätigende Ausnahme: 1:0 gegen Nigeria).
So kam es, wie es kommen musste: Die Kroaten machten Party, die österreichischen Fans schlichen mit dem Gefühl, dass ihre Mannschaft "eh ganz gut gespielt" habe, nach Hause und müssen am Tag danach versuchen, sich wieder Mut zu machen: schließlich könne man ja auch mit vier Punkten (Sieg gegen Polen und Remis gegen Deutschland) aufsteigen, heißt es, und die Leistung in der zweiten Hälfte sei etwas, worauf sich aufbauen lasse.
Am Donnerstag geht's gegen Polen, und einen Tag vorher spielt auch Co-Veranstalter Schweiz schon um "die letzte Chance". Auch die Eidgenossen taten ja resultatmäßig alles, um die "Europhorie" nicht allzu sehr anschwellen zu lassen - noch mehr Fähnchen auf den Autos wären ja wirklich schon peinlich!
Und die Schweizer hat es noch schlimmer erwischt als Österreich: ihr Goalgetter Alexander Frei hat sich gegen Tschechien schwer verletzt und fällt für den Rest der Euro aus. So etwas kann Österreich immerhin nicht passieren: bei uns ist ein Goalgetter mit freiem Auge nämlich nicht auszumachen.
Noch ein interessantes Detail zum Kroatien-Spiel: Laut Zeitungen vom Montag spielten die Österreicher im eigenen Stadion vor 27.000 Kroaten und nur 24.000 Österreich-Anhängern.
Gegen Polen kommenden Donnerstag könnte es ähnlich sein. Es leben zahllose Polen in Wien, wenn auch vielleicht etwas weniger als Kroaten, und schon gegen Deutschland sollen die Fans aus "Polska" im Klagenfurter Stadion in der Überzahl gewesen sein. Ich fürchte, nach der Niederlage im Auftakt-Spiel gibt es vielleicht noch mehr österreichische Kartenbesitzer, die steigende Lebensmittel- und Spritpreise zu Geschäften veranlassen wie jene "zwei Steirer", von denen die Zeitung "Österreich" berichtet: Sie haben ihre beiden Karten vor dem Kroatien-Spiel um 5000 Euro verkauft.
Meine Frau meinte heute Früh schon, ein solcher Preis für meine beiden Polen-Tickets wäre ein schöner Beitrag zum Haushaltsbudget.

Sunday, 8 June 2008

Austria v Croatia: Stay Cool

"Unfortunately, it would be nothing less of a miracle for either host to go past the group stage."
Das ist die Meinung des durchschnittlichen Fußballfans (siehe BBC Online-Diskussion zur Gruppe B).
Und Kroatiens Teamchef Slaven Bilic (Ex-West Ham-Spieler Mitte der 90er-Jahre) verspricht den Engländern - die von den Kroaten in der EM-Qualifikation ausgeschaltet wurden - den Sieg über Österreich (Interview: hier klicken!).
Wie Andi Herzog, unser Rekord-Internationaler und Teamchef-Assistent, meine ich aber: "cool bleiben".
Denn das gestrige Spiel Schweiz - Tschechien macht trotz der Niederlage des Co-Gastgebers aus drei Gründen Mut für heute Abend (18:00 Uhr).
Österreich könnte Kroatien besiegen (oder zumindest unentschieden spielen):
1) weil Gastgeber traditionell ganz gut spielen und auch Favoriten ärgern können,
2) weil bei Kroatien der Top-Spieler (Eduardo da Silva) fehlt und man gestern gesehen hat, dass ein solcher Schlüsselspieler - wie Rosicky bei den Tschechen - schwer zu ersetzen ist,
3) und außerdem: es kann durchaus auch die schlechtere Mannschaft gewinnen (siehe Tschechien - Schweiz 1:0).
Mein Tip: 2:1 für Österreich.

Who Will You Support?

Der englische Fan hat diesmal eine schöne EM: kein Zittern, kein Ärger, keine verlorenen Elfmeter-Schießen. Wohl auch keine Beschwerden über randalierende Hooligans aus dem Mutterland des Fußballs. Nur Freude an schönen Spielen.
Aber Fußball ohne Herzklopfen - ist das Fußball?
Also wird auch der fußballinteressierte Brite wohl das eine oder andere Team "adoptieren", so wie wir Österreicher das in den letzten Jahr(zehnt)en bei Großereignissen stets tun mussten.
Welche Nationalmannschaft er auswählen soll, ist für den Anhänger eines Premier League-Klubs nicht so schwer: in den meisten Klubs spielen Euro-Teamkicker, sodass sich ein gewisses Naheverhältnis zu einzelnen Nationen ergeben wird.
Schließlich stellt die englische PL nach der deutschen Bundesliga die meisten Teamspieler bei dieser EM.

BBC Online hat eine Aufstellung der Euro-Spieler, geordnet nach Premier-League-Klubs. West Ham kommt an 13. Stelle und hat immerhin jenen Spieler aufzuweisen, der in der Euro-Signation, die man vor den Spielen im Fernsehen sieht, als erster prominent im Bild ist: Freddie Ljungberg.

"Who will you support?" heißt es also.
Solange Österreich im Bewerb ist, keine Frage!
Aber was tun, nachdem Österreich im Viertelfinale gegen Portugal ausgeschieden ist?
Und was, wenn Schweden nicht weiter kommt?
Zu Rumänien habe ich ein gewisses Naheverhältnis, seit ich in Bukarest war, und einige Steaua-Spieler aus dem aktuellen rumänischen Kader live gesehen habe. Aber ob die Karpaten-Kicker die Vorrunde überstehen?
Zu Italien gibt's seit jeher eine gewisse Affinität. Außerdem: West Hams neuer Sportdirektor Gianluca Nani ist Italiener und wird wohl den einen oder anderen Landsmann zu den Hammers lotsen. Zudem logieren die Italiener in meinem Lieblings-Hotel in Baden.
(Bild rechts: Schlosshotel Weikersdorf in Baden - fotografiert vergangenen Montag - blickdicht hinter einer Plakatwand)
Ich glaube, es wird Italien sein...